Innerhalb von 24 Stunden sind in Österreich 979 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert worden, das war die bisher höchste Zahl an einem Montag. Die aktiven Fälle wuchsen dadurch weiter auf 11.378 Betroffene an. Kritik gab es indes von der Expertenkommission zur Untersuchung des Corona-Krisenmanagements Tirols rund um Ischgl. Es habe Fehleinschätzungen und Kommunikationsprobleme gegeben. Das Zuwarten mit der Beendigung des Skibetriebes bis zum 12. März war falsch.
Bezüglich der chaotischen Ausreise aus dem Paznauntal am 13. März wurden Kommunikationsprobleme zwischen Bund und Land geortet. Die Ankündigung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), dass das Paznauntal und St. Anton isoliert werden in einer Pressekonferenz um 14.00 Uhr, sei "überraschend und ohne Vorbereitung" erfolgt, urteilten die Experten. Kurz habe Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Vormittag zwar darüber informiert, der Landeshauptmann habe dabei aber darauf verwiesen, dass den Stäben noch viel Arbeit bevor stünde, weil noch nicht alle Details klar seien, schilderte der Kommissionsvorsitzende Ronald Rohrer. Kurz selbst habe dann in seiner Befragung jedoch angegeben, dass er davon ausgegangen sei, dass die Stäbe die notwendigen Vorbereitungen getroffen hätten.
Kritik auch an Ministerium
Zudem kritisierte Rohrer das Gesundheitsministerium. Dieses habe trotz frühem Wissen über die Ansteckungsgefahr den überarbeiteten Pandemieplan nicht veröffentlicht. Zudem wurde das veraltete Epidemiegesetz 1950 weder auf seine Anwendbarkeit in Tourismusgebieten geprüft noch wurden rechtzeitig Schritte eingeleitet, das Gesetz den Gegebenheiten der heutigen Mobilität anzupassen. Die auch medial viel diskutierten Presseaussendungen des Landes, in denen einerseits erklärt wurde, dass sich die isländischen Gäste im Flugzeug angesteckt hätten und, dass eine Übertragung des Virus auf die Gäste eher unwahrscheinlich sei, waren "unwahr und schlecht", sagte Rohrer.
Innerhalb von 24 Stunden gab es österreichweit vier weitere Todesfälle von Infizierten, womit bisher 855 Tote zu beklagen sind. Die meisten neuen positiven Tests gab es mit 327 in Wien, gefolgt von 170 in Nieder- und 130 in Oberösterreich. Ebenfalls dreistellig waren die Fallzahlen mit 124 in Tirol, darunter lagen sie in Vorarlberg (72 Neuinfektionen), in der Steiermark (49), in Salzburg (48), in Kärnten (30) sowie im Burgenland (29). 561 Covid-19-Kranke befanden sich in krankenhäuslicher Behandlung, 34 mehr als am Vortag. 97 der Patienten wurden auf Intensivstationen behandelt, am Sonntag waren es 96 gewesen.
Erwartungen an Impfstoff zu hoch
Mit SARS-Cov-2 und Covid-19 wird die Gesellschaft zumindest bis ins Jahr 2021 hinein leben lernen, erklärten am Montag Experten bei einer Online-Pressekonferenz der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG). Die Impfstoff-Erwartungen seien bisher deutlich zu optimistisch gewesen. Kinder sind jedenfalls keine "Virusschleudern", wurde betont. "Die Schulinfektionsrate liegt bei 0,5 Prozent, in Kindergärten bei einem Prozent", sagte ÖGP-Präsident Ernst Eber von der Universitäts-Kinderklinik Graz.
Auf glatten Oberflächen wie von Handydisplays oder Bankomaten kann das Coronavirus neuen australischen Forschungsergebnissen zufolge bis zu 28 Tage überleben - und damit länger als bisher angenommen. Das Experiment wurde jedoch im Dunkeln durchgeführt - die Forschung habe bereits gezeigt, dass Sonnenlicht das Virus schnell abtöten könne, hieß es seitens der Forscher. Bei früheren Studien habe das Virus nur bis zu drei Tage lang auf Kunststoff- und Edelstahloberflächen nachgewiesen werden können.
International stand unter anderem Großbritannien im Fokus der Pandemie, wo Premierminister Boris Johnson am Montag schärfere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verkünden wollte. In dem Land werden aktuell mehr Patienten mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt als im Frühjahr. In Frankreich warnte Regierungschef Jean Castex vor zusätzlichen Einschränkungen für die Bürger, falls sich die Lage verschlimmere. Der Iran meldete indes einen Rekord bei der täglichen Anzahl der Corona-Toten von 272 Opfern. Im gleichen Zeitraum habe es zudem über 4.200 Neuinfektionen gegeben. In Südkorea wurden angesichts eines Abwärtstrends bei den Neuinfektionen die Regeln zur Vermeidung sozialer Kontakte wieder gelockert.