Heuer im Dezember werden es 20 Jahre, dass Hilde Wurst (78) tot in ihrer Villa in Pörtschach aufgefunden wurde. Was zunächst nach einem tödlichen Sturz aussah, stellte sich bald als Mord heraus – und in der Folge kam der größte Missbrauchsskandal der Kärntner Kriminalgeschichte ans Tageslicht.
Franz Wurst (80), der angesehene Kinderarzt und Ex-Primar des LKH Klagenfurt, hatte den Auftrag gegeben, seine Frau ermorden zu lassen. Ausgeführt wurde die Tat vom 19-jährigen Patensohn des Arztes. Dieser gestand die Tat und erzählte den Ermittlern, dass er seit seiner Kindheit von Franz Wurst sexuell missbraucht wurde.
Plötzlich taten sich wahre Abgründe auf: Nach und nach meldeten sich ehemalige Patienten bei der Polizei. Sie alle sagten aus, dass auch sie als Kind von Wurst missbraucht wurden. Im Zuge von Untersuchungen hat sich der Arzt an den jungen Patienten vergangen: Im Krankenhaus, in seiner Privatordination oder auf Ferienlagern. Im Jahr 2002 wurde Wurst wegen Anstiftung zum Mord an seiner Frau und wegen sexuellen Missbrauchs seiner Patienten zu 17 Jahren Haft verurteilt.
Redakteurin Manuela Kalser hat den Prozess damals für die Kleine Zeitung mitverfolgt. In der zweiten Folge von „delikt“, dem neuen Kriminalpodcast der Kleinen Zeitung, berichtet sie von den 70 Prozesstagen, an dem 100 Zeugen gehört wurden. Sie erzählt von den treuen Anhängern des Franz Wurst, von dem großen Schweigen im Zeugenstand und von erschütternden Schilderungen der Opfer.
Warum hat diesen vielen Kindern niemand geholfen, die zwischen den 1950er und 1980er Jahren missbraucht wurden? Bis heute haben sich bei der Opferschutzkommission des Landes 200 Betroffene gemeldet, die meisten waren Opfer von Franz Wurst, sagt Astrid Liebhauser, die Leiterin der Kommission. Auch sie kommt in dem Podcast zu Wort: „Wurst war wie eine Gottheit.“ Heuer, 18 Jahre nach dem Urteil, hat das Land Kärnten, die Opfer von Wurst in einem Landesakt um Verzeihung gebeten.