Der Wiener Opernball wird wegen der Corona-Pandemie 2021 nicht stattfinden. Aufgrund der Infektionslage wird die Regierung die Absage in der Ministerratssitzung heute, Mittwoch, beschließen, erfuhr die APA aus dem Kanzleramt. "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen", meinte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), aber es wäre "verantwortungslos, den Ball in gewohnter Art und Weise abzuhalten".
Entscheidung der Regierung
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) haben in einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber der APA betont, dass sich die Regierung die Entscheidung, den Opernball zu streichen, nicht leicht gemacht habe. "Aber die Tatsache, dass gerade Feste und Feiern ein Ort der Ansteckung sind, veranlassen uns zur Absage", betonte Kurz.
Der Opernball sei für Wien und Österreich als Kulturnation "ein großes Aushängeschild", meinte Kurz. Die Vorbereitungen für den Ball dauerten Monate, und "aufgrund der Corona-Situation wäre es verantwortungslos, den Ball in gewohnter Art und Weise abzuhalten", befand der Kanzler. "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen."
"Wir wissen natürlich um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung dieser Veranstaltungen über die Grenzen Österreichs hinaus", sagte Kogler. "Aber angesichts des besorgniserregenden Anstiegs bei den Covid-Erkrankungen muss der Schutz der Gesundheit Vorrang haben." Die Staatsoper und die anderen Kulturinstitutionen hätten in den vergangenen Wochen "enorme Energie in ihre Sicherheitskonzepte gesteckt", lobte Kogler. "Wir konzentrieren all unsere Bemühungen darauf, sie zu unterstützen und den Kulturbetrieb so gut wie möglich aufrechtzuerhalten", versicherte er.
Präventionskonzept
"Der Opernball hat eine sehr lange Vorlaufzeit und wir können derzeit nicht davon ausgehen, dass eine Veranstaltung mit 7.000 Personen im Haus, mit Musik, Tanz und ausgelassener Stimmung, am 11. Februar durchführbar sein wird", argumentierte auch die Grüne Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Der aktuelle Spielbetrieb der Staatsoper und anderer Häuser habe mit diesem Schritt aber nichts zu tun. Die Sicherheits- und Präventionskonzepte der Kultureinrichtungen seien "vorbildhaft", und sie sei überzeugt, dass das Risiko bei Kulturveranstaltungen mit entsprechenden Konzepten und fixen Sitzplänen "ein vertretbares" sei.
Opernballabsage für Richard Lugner "gescheit"
Opernball-Stammgast Richard Lugner hat Verständnis für die Entscheidung, das Fest in der Staatsoper 2021 aufgrund der Coronapandemie abzusagen. "Das ist schon gescheit", sagte der Baumeister am Mittwoch gegenüber. Seinen für 2021 vorgesehen gewesenen Gast will er nun 2022 bringen.
"Solange es keine Impfung gibt und die Fallzahlen hoch sind, wird es solche Veranstaltungen nicht geben", meinte Lugner. Er selbst musste erst kürzlich seine große Geburtstagsparty absagen. "Da kann man halt nichts machen."
Am Vormittag wollte Lugner seinen Gast für 2021 über die Absage informieren. "Dann bringe ich ihn halt 2022", sagte der Baumeister.
Staatsopern-Direktor Bogdan Roscic hat am Mittwoch auch sein Bedauern über die Absage ausgedrückt: "Es tut uns allen sehr leid, dass der Opernball, der im Jahreskreislauf der Wiener Staatsoper einen solchen Fixpunkt darstellt, aufgrund der aktuellen Lage abgesagt werden musste." Im Kalender der Staatsoper werden dadurch vier Tage frei: "Wir werden diese für ein Alternativprogramm nutzen, unter spezieller Berücksichtigung des jungen Publikums", sagte Roscic.
Ärzteball
Bereits vergangene Woche hatte das Komitee der Wiener Nobel- und Traditionsbälle entschieden, dass die Veranstaltungen unter den gegebenen Umständen nicht durchgeführt werden können. Betroffen waren unter anderem der Ärzteball, der Juristenball, der Ball der Offiziere, der Concordiaball sowie der Ball der Pharmacie. Der Jägerball war bereits abgesagt worden.
Die Wiener Ballsaison ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Vergangenes Jahr wurden Berechnungen der Wirtschaftskammer zufolge durch die 520.000 Ballbesuchern Umsätze in der Höhe von 151 Millionen Euro gemacht.