Die Zahl der Covid-19-Patienten in Österreichs Spitälern steigt weiter. Am Samstag befanden sich 349 Menschen im Krankenhaus - 84 davon auf Intensivstationen, 22 mehr als am Freitag. "Wochenlang hatte sich durch das deutlich gesunkene Durchschnittsalter der positiv Getesteten die Zahl der Hospitalisierungen von den steigenden Infektionszahlen entkoppelt", so Gesundheitsminister Rudolf Anschober in einer Aussendung - "dies scheint sich nun schrittweise zu ändern". Die Prognosen bei den Intensivpatientinnen und -patienten zeigen laut dem Minister "deutlich nach oben" und gehen von rund 110 Intensivpatientinnen und -patienten bis Monatsende aus.
Versäumnisse der Länder
Der Gesundheitsminister ortete wegen langer Wartezeiten bei den Corona-Tests Versäumnisse in manchen Bundesländern. Zwar hätten viele Behörden Personal aufgestockt, sagte er im Ö1-"Journal zu Gast" am Samstag. In Wien müsse aber dafür "massiv Geld in die Hand genommen werden". Dass die Regierung zu spät auf die steigenden Zahlen reagiert hätte, stellte Anschober gegenüber Ö1 in Abrede. Allerdings sei es ein "schwerer Fehler", wenn etwa nach einem Anruf bei der Corona-Hotline Tester erst nach Tagen kämen und Ergebnisse lange ausständig seien. Eine medizinische Hotline könne immer nur so gut sein, wie sie ausreichend Personal habe, merkte der Minister an und zeigte sich nach Gesprächen mit der Stadtregierung zuversichtlich, dass auch Wien alle Anstrengungen unternehmen werde.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erwartet sich unterdessen, dass ein Impfstoff gegen das Coronavirus bereits im ersten Halbjahr 2021 eingesetzt werden kann. "Es ist aus heutiger Sicht zu erwarten, dass im ersten Halbjahr 2021 nicht nur ein Impfstoff erforscht, sondern auch zugelassen ist und in Europa auch zur Anwendung kommt". Diese Prognose bezüglich des weiteren Kampfs gegen die Corona-Pandemie äußerste Kurz zum Abschluss seines Schweiz-Besuchs nach einem Treffen mit CEOs führender Pharmakonzerne in Basel. "Ein Aufatmen und realistische Veränderungen" halte er für Sommer 2021 "realistisch", bekräftigte Kurz frühere Aussagen.
Geld für Impfstoff
Wie das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, schickt Österreich mehr Geld für den Ankauf möglicher Covid-19-Impfstoffe nach Brüssel. Konkret fließen vorerst knapp 22 Millionen Euro. Die Aufstockung wurde vergangenen Mittwoch im Ministerrat beschlossen. EU-weit stehen bisher 2,25 Milliarden Euro zur Verfügung.
Die Zahl der Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 ist in Österreich in den vergangenen 24 Stunden erneut über 800 gelegen. Österreichweit kamen 813 Fälle hinzu, die Zahl der aktiv Infizierten lag somit am Samstag bei 7.748 Personen. Auch die Zahl der Toten stieg um zwei an - 765 Menschen sind seit Ausbruch der Pandemie an den Folgen des Coronavirus verstorben. 37.657 Personen wurden bisher insgesamt positiv getestet. Bundesweit wurden in den vergangenen 24 Stunden erneut mehr als 18.000 Tests ins Epidemiologische Melderegister (EMS) eingetragen.
Was die Neuinfektionen betrifft, entfielen am Samstag erneut mit 432 die meisten auf die Bundeshauptstadt. Einen Zuwachs über 100 gab es in Oberösterreich, hier kamen gegenüber Freitag 108 Covid-19-Fälle hinzu. Es wurden erneut Fälle in einem Fleischverarbeitungsbetrieb gemeldet. Unter den bekannt gewordenen Neuinfektionen sind sieben positiv getestete Mitarbeiter eines Fleischverarbeitungsbetriebs im Bezirk Ried im Innkreis. Im Lauf des Sonntags und Montags werden alle Beschäftigten getestet, teilten die Gesundheitsbehörden des Landes Oberösterreich mit.
Aus Tirol wurden am Samstag 80 neue Fälle gemeldet, aus Niederösterreich 70, aus der Steiermark 58 und aus Vorarlberg 32. 18 Neuinfektionen verzeichnete Salzburg, zehn das Burgenland und lediglich fünf Neuinfektionen wurden in Kärnten registriert.
Wiener Spitäler sind teils voll mit Corona-Patienten
Unterdessen wurde bereits vor rund einer Woche im ersten Wiener Krankenhaus die Kapazitätsgrenze für Covid-19-Patienten erreicht. Die Klinik Favoriten (ehemals Kaiser-Franz-Josef Spital) nimmt keine Intensiv- oder Normalpatienten mehr auf. Der Pressesprecher des Wiener Gesundheitsverbunds, Markus Pederiva, betonte aber, dass es in anderen Krankenhäusern noch ausreichend Betten gebe.
Laut dem Sprecher des medizinischen Krisenstabes der Stadt Wien sind in der Bundeshauptstadt derzeit 180 Covid-19-Patienten im Krankenhaus, 22 davon müssen intensivmedizinisch betreut werden. Insgesamt stehen in der Bundeshauptstadt für Coronavirus-Erkrankte, die im Spital behandelt werden müssen, 400 Normalbetten und 150 auf Intensivstationen zur Verfügung, sagte Pederiva. An SARS-CoV-2-Erkrankte würden in die Kliniken Floridsdorf (ehemals KH Nord) und Ottakring gebracht werden, auf den dortigen Covid-Stationen sind genügend Betten frei. Auch in der Klinik Hietzing wird derzeit eine Covid-Station vorbereitet. Sobald es in einer bestehenden die Auslastung bei 80 Prozent liegt, werde die nächste vorbereitet, sagte Pederiva. "Zusätzliche Bettenkapazitäten können im Bedarfsfall sofort für Covid-Erkrankte freigemacht werden", sagte der Sprecher des Gesundheitsverbunds (vormals KAV).