Während des Lockdowns sind deutlich mehr Senioren mit Verletzungen nach Stürzen und Ähnlichem auf dem Operationstisch der Unfallchirurgie gelandet als in anderen Jahren. Das ergab eine Untersuchung im Krankenhaus Braunau in Oberösterreich. Primar Jürgen Barth führt das u.a. darauf zurück, dass die Betroffenen "mehr als sonst auf sich selbst angewiesen" waren.
In der Gruppe der Über-65-Jährigen habe die Zahl der alterstypischen Verletzungen wie Frakturen an Oberschenkeln, Wirbeln und Oberarmen um fast 40 Prozent zugenommen, berichtete Barth. Im Zeitraum von Mitte März bis Ende Mai zählte er 51 Patienten mit diesen Diagnosen, im Vergleichszeitraum des Jahres davor waren es nur 33. Ein großer Teil der Verletzungen war auf Stürze etwa mit dem Rad, aber auch im Haushalt zurückzuführen. Die Untersuchung bezieht sich zwar nur auf das Spital in Braunau, laut dem Primar habe man aber auch in anderen Häusern ähnliche Erfahrungen gemacht.
Generation 65+ besonders betroffen
Besonders stark betroffen war die Gruppe der 65- bis 80-Jährigen. "Das sind vor allem jene Personen, die noch zuhause und nicht in Pflegeheimen betreut werden", so Barth. Daheim sei aber die eine oder andere Pflegekraft ausgefallen und die Angehörigen seien weniger präsent gewesen, weil man ihnen geraten hat, den Kontakt zu betagten Menschen einzuschränken. "Dadurch waren die älteren Personen viel mehr auf sich selbst angewiesen und das Resultat waren mehr Unfälle als sonst in diesem Zeitraum."
Todesfälle während des Spitalsaufenthalts oder der Remobilisierung waren laut Barth in Braunau nicht zu beklagen. Allerdings würden manche Verletzungen wie etwa Oberschenkelhalsbrüche sehr häufig zu Pflegebedarf oder letztlich sogar zu geringerer Lebenserwartung führen.