Höher, stärker, kräftiger – diese angestrebten Attribute treffen auf Österreichs Baumwelt nicht mehr so richtig zu: Wenn die grünen Nadel- und Laubgewächse auch imposant in den Himmel ragen – sie wachsen mittlerweile langsamer als noch in den Jahrzehnten zuvor. Das ergab eine umfangreiche Untersuchung von Umweltbundesamt, Österreichischen Bundesforsten (ÖBF) und dem Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich.

Schuld am langsameren Wachstum sind die immer größer werdende Hitze und Trockenheit. Die Baumstämme ziehen sich dadurch zusammen, die Bäume befinden sich im sogenannten „Trockenstress“.

„Leidet der Wald an Wassermangel, kann er seine Klimaschutzfunktion nur mehr eingeschränkt erfüllen. Lange Trockenperioden, die durch den Klimawandel zunehmen, schwächen die Bäume, machen sie anfälliger für Schädlinge“, erklärt Rudolf Freihager, der Vorstand der Bundesforste. Die Folgen sind nicht sofort sichtbar. „Es ist ein schleichender Prozess, der aber messbar ist und die Kohlenstoffverbindung im Wald beeinträchtigt“, so die Geschäftsführerin des Umweltbundesamtes Monika Mörth.

Gibt es eine Abhilfe?

Weniger Wachstum, weniger Ertrag, weniger Klimaschutz – doch was kann man dagegen unternehmen? „Auf Artenvielfalt setzen“, betont Mörth. „Vielfalt macht den Wald widerstandsfähig und klimafit.“ Die besten Beispiele dafür sind Tanne, Eiche und Lerche, die mit weniger Niederschlag auskommen. Österreichs häufigste Baumart, die Fichte, braucht vergleichsweise viel Regen. „Ihre Zahl wird abnehmen“, wissen die Bundesforste.

Wie gravierend der „Trockenstress“ bei den Bäumen ist, zeigte sich im Testgebiet am Zöbelboden (Nationalpark Kalkalpen), wo seit einem Vierteljahrhundert Daten zusammengetragen und analysiert werden. Über den Untersuchungszeitraum von 20 Jahren verringerte sich das jährliche Stammwachstum von 3080 kg Holz pro Hektar auf 2760 kg – ein Rückgang von zehn Prozent. Damit wurden auch rund 1,6 Tonnen weniger Kohlenstoff pro Hektar im Stammholz gebunden, was die Klimaschutzleistung des Waldes stark verringert.

„Artenschutzreiche Wälder können die Klimaschutzwirkung ganz gut aufrechterhalten – wenn auch verringert“, ergänzt Mörth die neue Studie.