Schon in den vergangenen Tagen konnten aufmerksame Himmelsbeobachter der Komet „Neowise“ am Firmament ausmachen, auch wenn der Schweifstern derzeit noch sehr tief am Horizont steht. Zudem war der Komet nur frühmorgens zu sehen. Ab heute ist „C/2020 F3“, wie der Fachname des Kometen lautet, auch am Abend zu sehen.
Auf seiner Reise durch das Sonnensystem hat „Neowise“ den sonnennächsten Punkt passiert und dies gut überstanden. Entdeckt wurde der Komet am 27. März vom US-Weltraumteleskop „Wise“, was ihm auch seinen Namen einbrachte. „C/2020 F3“ ist zwar ein wiederkehrender Komet mit einer beinahe parabolischen Umlaufbahn, doch wenn man einen Blick auf ihn erhaschen möchte, sollte man das in den kommenden Tagen tun, denn „Neowise“ wird vermutlich erst in mehr als 6000 Jahren wiederkehren.
Ungünstige Umstände für Sternwarten
„Besonders gut sieht man den Kometen, wenn man zwischen drei und vier Uhr früh Ausschau hält“, erklärt Kurt Anetzhuber von der Astronomischen Vereinigung Kärnten. Für Anetzhuber ist das Timing des spektakulären Schauspiels denkbar ungünstig. „Unsere Sternwarte wird gerade saniert und ist für Besucher geschlossen. Das ist schade, wir hätten in der kommenden Woche sicher viele Gäste gehabt“, bedauert der Astronom.
Auch in der Steiermark müssen sich Interessierte wohl mit dem Feldstecher begnügen. Die Sternwarte am Steinberg bei Graz liegt ungünstig für die Beobachtung des Kometen. „Jetzt können wir ihn nicht anvisieren, erst in der kommenden Woche, wenn der Komet höher über dem Horizont steht, können wird ihn durch das Teleskop betrachten“, sagt Gerhard Glitzner vom steirischen Astronomenverein. Allerdings werden auch dann nur kleine Gruppen zugelassen – wegen der Corona-Pandemie. Interessierte sollten sich dann am besten auf der Homepage informieren.
Das Virus macht auch Emmerich Frühwirt von der Vulkanlandsternwarte einen Strich durch die Rechnung. „Wir haben derzeit überhaupt keine Ressourcen, um Besucher zu empfangen“, bedauert er. „Ich kann Hobby-Astronomen nur einladen, Bilder auf unserer Homepage zu betrachten.“ In einem Monat, wenn Jupiter und Saturn gut sichtbar sein werden, hofft Frühwirt wieder auf Normalbetrieb. Wie seine Kollegen aus Graz und Klagenfurt gibt er aber Tipps für eine gelungene Beobachtung des Phänomens. Ein geeigneter Aussichtspunkt bietet freie Sicht nach Norden bei einem tiefen Horizont, klarem Himmel und möglichst wenig Beleuchtung in der Umgebung. Der beste Beobachtungszeitraum ist in den Tagen rund um Neumond am 20. Juli. Denn „sonst wird der Komet vom Mond überstrahlt“, ergänzt Anetzhuber.
Kometen gelten als Überbleibsel der Entstehung unseres Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren. Sie bestehen aus Eis, Staub und Gestein. Viele bewegen sich auf ellipsenförmigen Bahnen durch das System. Wenn sie sich der Sonne nähern, tauen sie an und der oft spektakuläre Schweif entsteht.
Matthias Reif