Auch am Freitag sind erneut sehr viele Menschen in Wien zusammengekommen, um gegen Rassismus und Polizeigewalt zu protestieren. Laut einer Schätzung der Polizei nahmen 8.500 Menschen an der Kundgebung "#BLACKLIVESMATTERVIENNA" teil. Zu einer kurzen Störung kam es aufgrund einer Aktion von Rechtsextremen, prompt stimmten die versammelten Demonstrationsteilnehmer lautstark "Nazis raus"-Rufe an.
Das von den rechtsradikalen Aktivisten am Dach eines angrenzenden Studentenwohnheims angebrachte Plakat wurde schließlich von Bewohnern des Studentenheims unter dem großem Jubel der Demonstranten entfernt. Als die Rechtsextremen das Haus verließen, kam es zu einem kurzem Handgemenge. Dabei wurde laut Polizei eine Person leicht verletzt. Außerdem wurden am Rande der Versammlung Polizeikräfte mit Flaschen beworfen. Im Großen und Ganzen verlief die Demonstration aber friedlich.
Viele Leute hielten Schilder in die Höhe, so war neben "Black lives matter" etwa "A change is coming", "Kann nicht atmen" oder "Wir sind auch Wien" zu lesen. "Wir schwarzen Menschen sind solidarisch, egal wo wir sind", sagte Imoan Kinshasa, eine der Organisatorinnen zur APA. "Der Tod von George Floyd hätte uns alle treffen können. Wir demonstrieren aber auch dagegen, wie kürzlich ein Aktivist von der Polizei behandelt wurde."
"Irgendwas muss passieren", sagte Damien Agbogbe, der als erster Redner vor der US-Botschaft auftrat. "Ich habe den Traum gehabt, dass wir die Polizei als Freund und Helfer sehen werden. Fünf Wochen später hat man unseren Bruder Marcus (Omofuma, Anm.) umgebracht. Man hat ihm das Atmen verweigert und seine Peiniger waren drei österreichische Polizisten", erzählte Agbogbe, der schon 1999 nach dem Tod des Asylwerbers während einer Flugzeug-Abschiebung aus Österreich Demonstrationen organisiert hatte. Seine Hoffnung sei gewesen, dass Abgeordnete der "sogenannten Großen Koalition" aufstehen und etwas dagegen tun, so Agbogbe weiter. "Meine Hoffnungen wurden enttäuscht."
Von Botschaft zum Votivpark
Von der Botschaft setzte sich der Demonstrationszug in Richtung Votivpark in Bewegung. Auf der Währinger Straße, die von der Polizei aufgrund des großen Andrangs kurzfristig gesperrt worden war, knieten Tausende nieder, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Über dem Demonstrationszug kreiste ein Polizeihubschrauber. Auch bei der Abschlusskundgebung kam es dann noch zu einer kurzfristigen Störaktion. Die Polizei entfernte einen Mann, der die Redner lautstark beschimpfte, aber umgehend. Zum Ausklang traten unter anderem der Reggae-Musiker Anthony B und die Rapperin Soulcat E-Phife auf.
Schon im Vorfeld hatte die US-Botschaft in Wien in einer Aussendung den Demonstranten "für das Zeichen der Solidarität mit der amerikanischen Zivilgesellschaft" gedankt. Die friedliche Ausübung des Rechts auf freie Meinungsäußerung sei eines der wichtigsten Freiheitsrechte und eine Österreich und die USA. "Wir stehen gemeinsam gegen Rassismus und Diskriminierung, nicht nur in den Vereinigten Staaten und Österreich, sondern weltweit. Die Vereinigten Staaten sind nicht perfekt, aber wir stehen immer für freie Meinungsäußerung und Bürgerrechte ein", hieß es in der Stellungnahme der US-Botschaf
Schon zweite Großdemo
Bereits am Donnerstagabend hatte es in Wien eine Großdemonstrationen gegen Rassismus gegeben. Rund 50.000 Teilnehmer nahmen daran teil. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zeigte sich erfreut darüber, "dass so viele Menschen gegen Rassismus aktiv werden und ihren Beitrag leisten für eine gerechte und faire Gesellschaft ohne Diskriminierung und Rassismus." Gleichzeitig zeigte er sich aber besorgt, weil die verpflichtenden Abstandsregelungen teilweise nicht eingehalten wurden. Anschober forderte künftig bei Großkundgebungen einen besseren Corona-Pandemieschutz und lud deswegen für Montag Vertreter der Stadt Wien, der Wiener Exekutive, Gesundheitsbehörde, Gesundheitsministerium und der Veranstalter zu einem Runden Tisch ein.
Bei der Demonstration am Freitag trugen die meisten Teilnehmer Mundschutz, Abstände wurden allerdings erneut teilweise nicht eingehalten. Geplant war die Kundgebung bis 22.00 Uhr, neben Reden sollten auch schwarze Künstler für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgen.