Einen enormen Zulauf hat es bei der "#BlackLivesMatter"-Kundgebung am Donnerstagnachmittag in Wien gegeben. Laut Polizei versammelten sich rund 50.000 Menschen bei der Demonstration gegen Rassismus. Anfangs war die Polizei nur von weit über 10.000 Teilnehmern ausgegangen. Alle zehn Minuten seien trotz des Gewitters jedoch 5.000 Menschen hinzugekommen, teilte die Exekutive am Abend mit.
"Black lives matter!", "No justice, no peace!" und "I can't breathe" ertönte es am Platz der Menschenrechte in Wien lautstark. Der 1,5 Meter Abstand-Regel wurde weitgehend missachtet, es fehlte der Platz. Auch auf einem Begleitfahrzeug der Polizei war in Blinkschrift "'BlackLivesMatter" zu lesen. "Wir sind müde, wir sind wütend und wir haben Angst, aber wir sind hier", rief Marie Noel, die die Kundgebung eröffnete und moderierte.
"Wir stehen heute hier am Menschenrechtsplatz, am Marcus Omofuma Platz. Omofuma ist einer der tragischsten Fälle von Polizeigewalt in Österreich. Er und viele andere sind ein Symbol für den strukturellen Rassismus, den es hier in Österreich gibt und der leider auch in brutale Gewalt ausarten kann. Wir sind heute hier, um gegen diesen strukturellen Rassismus aufzutreten. Live, mutig, viele von uns, gemeinsam: Black lives matter", sagte Mireille Ngosso, stellvertretende Bezirksvorsteherin im ersten Wiener Gemeindebezirks (SPÖ) und Aktivistin. "Uns alle hat der Tod von George Floyd wirklich getroffen. Ich konnte mir das Video nicht bis zum Ende anschauen. Ich habe in ihm meinen Sohn gesehen, meinen Bruder, meinen Onkel, meinen Vater," zählte Ngosso auf. "Und ich frage mich: Wie lange noch?"
Solidarität zeigen
Diese Demo sei für jene da, die kaum oder noch nie von Rassismus betroffen waren. Sie würden jetzt Solidarität zeigen können. "Solidarität zeigen ist mehr, als nur ein Hashtag!" Solidarität erfordere Inklusion auf allen Ebenen, auch in der Bildung und der Politik. "Akzeptanz und Respekt auf Augenhöhe, das ist das, was wir wollen. Und das nicht nur einmal im Jahr, sondern immer!", forderte Ngosso.
Damien Agbogbe, Initiator des Marcus Omofuma Denkmals und Aktivist, erzählte von seiner persönlichen Betroffenheit. Anfang 2000 sei er in Österreich grundlos von zwei Polizisten festgenommen und zu einer Polizeistation gebracht worden. Drei weitere Polizisten seien dann dazugekommen. "Ich wurde ausgezogen und in den Keller gebracht, wo ein Käfig stand. Ich wurde in den Käfig eingesperrt, mit der Aussage: Affe, das ist dein Ort". Fünf Stunden lang habe er dort ausharren müssen. Seitens der Polizei habe es geheißen, es handle sich um eine "normale Amtshandlung". Agbogbe hatte keine Zeugen und keinen Beweis. "Ich hatte Glück: Ich lebe. Ich stehe hier und spreche zu Ihnen", sagte er. Die Polizei müsse in Antirassismus geschult werden, forderte er. Nach seiner Rede zog die Kundgebung in Richtung Karlsplatz. Die Polizei sperrte wegen des großen Andrangs alle Straßenzüge rund um den Karlsplatz
Gestern fand auch die offizielle Trauerfeier für George Floyd in Minneapolis statt. Hier lesen Sie mehr dazu.