Sie verbreiten sich schnell von Mensch zu Mensch, überspringen Ländergrenzen und sind eine Gefahr für die Gesundheit: Falschmeldungen wirbeln seit Beginn der Coronakrise durch das Netz. Den Verlauf der Infodemie, wie die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Tsunami an Fake News nennt, hat Ingrid Brodnig verfolgt: Die Journalistin und Autorin beschäftigt sich schon lange mit dem Thema Lügen im Netz, die Entwicklungen parallel zur Coronakrise teilt sie in Stadien ein. „Die wildeste Phase war sicher jene um den 13. März, bevor die strengen Maßnahmen der Regierung bekannt wurden“, sagt Brodnig. In dieser Phase der Unsicherheit kursierten abstruse Mutmaßungen vor allem in Form von Kettenbriefen in WhatsApp-Nachrichten – darin spiegelten sich die großen Ängste wider, welche Folgen der Lockdown haben könnte.
Im Verlauf wandelten sich die Falschmeldungen inhaltlich, es kursierten sehr viele falsche Gesundheitstipps – eine besonders fatale Form der Falschmeldung. Das berühmteste Beispiel dafür lieferte US-Präsident Donald Trump, als er in einer Pressekonferenz darüber mutmaßte, man könne Desinfektionsmittel doch intravenös verabreichen. Aber auch Kokain, Bleichmittel, Methylalkohol oder Vulkanasche wurden als Heilmittel gegen das Coronavirus angepriesen, da und dort bezahlten Menschen mit dem Leben dafür, dass sie diesen Meldungen Glauben schenkten.