Ein Viertel der Studenten hatte schon vor der Coronakrise finanzielle Schwierigkeiten, an den Kunstunis und unter Älteren waren es laut Studierendensozialerhebung 40 Prozent. Mit dem Wegfall vieler klassischer Studentenjobs hat sich die Situation laut Österreichischer HochschülerInnenschaft (ÖH) weiter verschärft. "Hier muss die Regierung unbürokratisch helfen, denn es geht um Existenzen", fordert die ÖH.
60 Prozent der rund 380.000 Studentinnen und Studenten arbeiten neben dem Studium, im Schnitt sind es knapp 20 Stunden pro Woche. Bei drei Viertel ist der Job unbedingt nötig, um die Lebenshaltungskosten bestreiten zu können, zeigt die Studierendensozialerhebung (aktuellste Daten aus 2015). Laut einer neuen Umfrage im Auftrag des Bildungsministeriums ist der durchschnittliche Umfang der Erwerbstätigkeit bei Studenten in der Coronakrise von 17,3 auf 11,4 Stunden gesunken.
Lebensgrundlage weg
Dies treffe Studenten "extrem hart", wird von der ÖH gegenüber der APA betont. Durch den Shutdown seien gerade unter Studenten verbreitete Jobs in der Gastronomie, im Einzelhandel und Veranstaltungsbereich vielfach weggefallen. Auch sehr vielen Musik- und Kunststudenten bricht laut ÖH gerade die Lebensgrundlage weg, weil derzeit keine Konzerte gespielt werden können.
Riesige Probleme gibt es laut der Studentenvertretung bei jenen 50 Prozent der berufstätigen Studenten, die geringfügig angestellt sind. Sie könnten nicht in Kurzarbeit geschickt werden, sondern würden gleich gekündigt. Arbeitslosengeld könne diese Gruppe ebenfalls nicht beziehen. Und auch jene Studenten, die von den Eltern unterstützt werden, würden unter dem Wegfall von Familieneinkommen durch Kurzarbeit und Kündigungen leiden, betont die ÖH.
Für jene, die sich als Folge der Coronakrise ihren Alltag nicht mehr leisten können, hat die ÖH einen eigenen Härtefonds eingerichtet. Bisher wurden rund 1.000 Anträge für die einmalige Unterstützungszahlung (bis zu 800 Euro, bei besonderen Härtefällen bis 1.000 Euro) gestellt. Derzeit ist der Fonds mit 500.000 Euro dotiert, laut ÖH ist eine Aufstockung möglich. Alternativ können Studenten Anträge bei ihrer lokalen Hochschulvertretung stellen. An der Uni Wien als größter Hochschule des Landes gab es rund 2.000 Anträge, wobei hier laut einem Sprecher der lokalen ÖH Anfang April ein Annahmestopp verhängt und der Sozialtopf von 87.000 Euro um 125.000 Euro aufgestockt wurde.
Zusätzlich müsse es allerdings Unterstützung von der Regierung für Studierende in Finanznot geben, fordern die Studentenvertreter. Immerhin sei jede Person, die das Studium wegen ihrer finanziellen Lage abbrechen muss, ein gewaltiger Verlust für den Staat, der bereits viel Geld in das Studium investiert habe.
Geht es nach der Bundes-ÖH, müssen die Studiengebühren für das laufende Semester auf jeden Fall rückerstattet werden, der Härtefonds könne hier kein Ersatz sein. "Sinn unseres Härtefonds ist keinesfalls, dass die Studierenden das erhaltene Geld direkt an die Hochschulen weiterüberweisen müssen, sondern, dass sie sich die Miete und den Lebensmitteleinkauf wieder leisten können", wie ÖH-Vizechef Desmond Grossmann (Fachschaftslisten) jüngst betont hat. Außerdem fordern die Studentenvertreter eine generelle Erweiterung der Toleranzsemester für den Bezug von Studienbeihilfe, Familienbeihilfe sowie bei der Studiengebühren-Pflicht.