Ein vierjähriges Mädchen ist am Donnerstagabend bei einem Fenstersturz in Wien-Liesing ums Leben gekommen. Laut Polizeisprecher Paul Eidenberger dürfte sich das Kind gegen 20.30 Uhr gegen ein Fenster gelehnt haben und dabei aus dem sechsten Stock gestürzt sein. Die Berufsrettung versuchte das Mädchen noch zu reanimieren, es kam aber jede Hilfe zu spät.
Laut Polizeisprecher Paul Eidenberger war das Fenster der Wohnung im sechsten Stock offenbar angelehnt. In der Wohnung der aus Pakistan stammenden Familie befanden sich neben den Eltern der Vierjährigen mehrere weitere Verwandte. Im Zimmer des Mädchens war auch ein 33-jähriger Mann, der nicht der Vater ist.
Jede Hilfe kam zu spät
Dieser sagte, als Zeuge befragt, das Kind habe sich zurück gegen das Fenster gelehnt. Dieses ging auf, die Kleine stürzte aus dem sechsten Stock. Er sei noch hingerannt und habe versucht, sie festzuhalten, sei aber zu spät gekommen. Unmittelbar nach dem Unfall schloss er das Fenster und rannte vor das Haus, um der Vierjährigen zu helfen. Die Berufsrettung traf ein und versuchte noch, das Kleinkind zu reanimieren. Es kam aber jede Hilfe zu spät.
Dritter Fenstersturz innerhalt einer Woche
Der Fenstersturz der Vierjährigen in Liesing war der dritte innerhalb einer Woche in der Bundeshauptstadt. Am Donnerstag vor einer Woche war eine Siebenjährige in Wien-Währing lebensgefährlich verletzt worden. Das Mädchen und seine beiden jüngeren Geschwister befanden sich allein in der Wohnung, während die Eltern einkaufen waren. Die Siebenjährige wurde in künstlichen Tiefschlaf versetzt. Am Freitag schwebte sie unverändert in Lebensgefahr, sagte eine Sprecherin des Wiener Krankenanstaltenverbundes auf APA-Anfrage.
Am vergangenen Mittwoch war eine Zweijährige in Wien-Penzing bei einem Fenstersturz aus dem ersten Stock eines Wohnhauses schwer verletzt worden. Sie schwebte nicht in Lebensgefahr und befand sich am Freitag auf dem Weg der Besserung.
Im Durchschnitt stürzt in Österreich laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) alle vier Wochen ein Kind aus einem Fenster. Fensterstürze zählen somit nicht zu den häufigsten, aber zu den schwersten Unfällen bei Kindern. Die Folgen reichen von Prellungen und Knochenbrüchen bis hin zu lebensgefährlichen Verletzungen von Kopf, Wirbelsäule und inneren Organen.
Der Bewegungs- und Entdeckungsdrang von Kindern könne sich in Kombination mit geöffneten oder ungesicherten Fenstern und Balkontüren in Sekundenschnelle zu einer unkalkulierbaren Gefahrenquelle entwickeln, warnten die Experten. Kleinkinder können nicht nur die Gefahr nicht einschätzen, sie verlieren auch leichter die Balance, weil ihr Körperschwerpunkt im Vergleich zu Erwachsenen höher liege.
In Haushalten mit Kindern sollten alle Fenster und Balkontüren mit Sicherungen ausgestattet sein. Am besten seien versperrbare Kindersicherheitsgriffe. Katzen- oder Fliegenschutzgitter seien nicht geeignet. Von 113 Fensterstürzen von unter 15-Jährigen, die der KFV analysiert hat, war bei rund jedem sechsten Unfall am Fenster ein Insektenschutzgitter montiert.