Zum fünften Mal findet heute ein weltweiter Klimastreik statt, aufgrund der Corona-Krise erstmals ausschließlich digital. Unterstützung für die Jugendlichen und Schüler gibt es von sämtlichen NGOs. In Österreich bekundeten Global 2000 und Greenpeace ihre Zustimmung zum digitalen Earth Strike, denn gerade jetzt sei es wichtig, die Stimme für den Klimaschutz zu erheben.
Wegen Infektionsgefahren und Kontaktverboten in der Corona-Krise organisierten die vor allem von jungen Menschen getragene Klimaschutzbewegung Fridays for Future und Partnerorganisationen auf der ganzen Welt am Freitag einen virtuellen Klimastreik.
Fridays For Future Österreich übertragen den Streik seit 12.00 Uhr via Livestream. Hier geht's zur Übertragung.
Zahlreiche Organisationen, NGOs und Klima-Initiativen des Bündnisses "Klimaprotest" haben zur Teilnahme am globalen Klimastreik unter den Hashtags #NetzstreikFürsKlima und #FightEveryCrisis aufgerufen. Österreichweit werden Schilder und Banner am Fenster, Balkon oder Gartenzaun aufgehängt und Fotos davon im Netz gepostet. Trotz des Versammlungsverbots sollen so konsequente Klimapolitik und ein sozial-ökologischer Umbau unseres Sozial- und Wirtschaftssystems eingefordert werden, betonten die Organisatoren bereits im Vorfeld.
In Wien beteiligte sich auch das Verkehrs- und Klimaschutzministerium am Streik. Auf der Fassade wurde der Schriftzug "Gemeinsam schaffen wir jede Krise" angebracht. "Gegen die Klimakrise gibt es keine Impfung - wenn sie einmal da ist, wird der Krisenzustand zum Dauerzustand. Ich habe großen Respekt vor allen, die für ihre Zukunft zum Streik aufrufen. Ich nehme diese Anliegen sehr ernst", betonte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) in einer Aussendung am Freitag.
Klimaschutzmaßnahmen sind gefragter denn je zuvor, betonte Greenpeace. Es braucht einen grünen Wiederaufbau nach der Corona-Krise, so die Forderung. Die Regierung müsse mit den kommenden Konjunkturpaketen in eine zukunftsfähige Wirtschaft und nachhaltige Arbeitsplätze investieren: modern, klimafreundlich und sozial gerecht. Am Weg aus dieser Krise muss Klimaschutz als Konjunkturpaket genutzt werden, verlangte auch Gewessler. Maßnahmen wie der Ausbau von erneuerbarer Energie oder Investitionen in den öffentlichen Verkehr schaffen sichere Arbeitsplätze und bringen gleichzeitig eine lebenswerte Zukunft für alle Generationen, betonte die Ministerin.
"Wir müssen die Lehren aus der Corona-Krise ziehen und entschlossen handeln: Die Klimakrise muss jetzt ernst genommen und konsequent bekämpft werden, denn für ihre Folgen wird es keine Heilung geben. Weltweit zeigen heute daher wieder tausende Menschen, dass ihnen die Zukunft unserer Kinder am Herzen liegt", sagte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace.
Ambitionierte Maßnahmen fehlen
"Die Welt befindet sich in einem Krisenzustand. Doch während es bei der Corona-Krise entschlossene politische Taten gibt, fehlen beim Klimaschutz ambitionierte Maßnahmen. Wir steuern weiterhin ungehindert auf eine Klimakatastrophe zu, dies gilt es mit aller Kraft zu verhindern", warnte Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von GLOBAL 2000. "Gerade jetzt, wo uns die Bedeutung intakter Natur- und Lebensräume schmerzlich bewusst wird, müssen die Weichen zur Rettung des Planeten, richtig gestellt werden. Wir brauchen daher dringend ein grünes Konjunkturpaket mit mindestens einer Klimaschutzmilliarde als zentralen Hebel schon im Jahr 2020. Nur ein grünes Konjunkturpaket schafft Jobs und kann die Wirtschaft ankurbeln", forderte Wahlmüller.
Die IG Windkraft verlangt einen grünen Marschallplan für Österreich. "Der Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere der Windkraft bringt nicht nur wichtige Investitionen in Milliardenhöhen ins Land, sondern schafft heimische Wertschöpfung und dringend benötigte Arbeitsplätze ohne den österreichischen Staatshaushalt zu belasten", sagte Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft und fordert einen raschen Ausbau der erneuerbaren Energien als regionalen Wirtschaftsimpuls im ländlichen Raum.
Grüße aus dem ewigen Eis
Auch Forscher in der Arktis und Antarktis haben sich am international koordinierten Online-Großprotest für mehr Klimaschutz beteiligt. In beiden Polargebieten forderten die Wissenschafter am Freitag unter dem
Motto #FightEveryCrisis, dass jede Krise bekämpft werden müsse.
Sie wiesen darauf hin, dass die Welt nicht nur gegen die
Corona-Krise, sondern auch stärker gegen die Klimakrise vorgehen
müsse. "Unsere Forschung liefert die Fakten, jetzt ist es an der
Zeit, zu handeln!", schrieb eine Meeresbiologin des
Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven, Melanie Bergmann, am
Freitagmorgen zu zwei Bildern der Forscher mit Plakaten auf Twitter.
Die wissenschaftlichen Ratschläge zum Klima müssten ebenso befolgt
werden wie epidemiologische Daten im Kampf gegen das neuartige
Coronavirus.
Die Bilder zeigten zum einen Forschende einer aktuellen
Expedition des Forschungsschiffs "Polarstern" in der Arktis und zum
anderen die überwinternden Wissenschafter der deutschen
Neumayer-Forschungsstation in der Antarktis, sagte Bergmann. Die
beiden Fotos seien bereits im Vorfeld des internationalen
Großprotesttages aufgenommen worden.