Hektische Telefonate gab es am Donnerstag zwischen dem Lagezentrum der Streitkräfte in Graz, dem Kommando Luftunterstützung in Hörsching und dem Verteidigungsministerium in Wien. Ein Corona-Fall in der EU-Trainingsmission in Mali zwingt das Bundesheer zum Handeln. Ein Soldat des slowenischen Kontingents ist erkrankt, er teilte sich die Unterkunft mit einem Offizier aus Österreich. Beide sollen jetzt so schnell wie möglich in ihre Heimatländer zurückgeholt werden.
Da eine Rückholung der Soldaten mit zivilen Maschinen unter den derzeitigen Umständen schwer durchführbar ist, will das Bundesheer eine C-130 "Hercules" nach Afrika schicken. Die Transportmaschine kann mit einem speziellen "Medevac-Modul" ausgestattet werden, auch die Distanz ist für das viermotorige Flugzeug schaffbar. Ein für den Karfreitag geplanter Start musste jedoch verschoben werden, es gibt Probleme mit Überflugsgenehmigungen in afrikanischen Staaten. Sobald die Luftstreitkräfte das "Go" erhalten, soll die Hercules Richtung Bamako abheben.
Im Verteidigungsministerium beruhigt man: Eine dringende medizinische Notwendigkeit bestehe derzeit nicht. Der slowenische Soldat zeige nur leichte Symptome, der Offizier aus Österreich gilt vorerst nur als Corona-Verdachtsfall. Doch man will nichts riskieren. Das Militärcamp in Koulikoro verfügt zwar über ein Feldspital, für eine weitere medizinische Behandlung von Covid-Patienten dürfte es aber nicht ausgelegt sein.
Unter den Auslandskontingenten des Bundesheeres gab es bisher eine bestätigte Corona-Erkrankung. Ein bei EUFOR in Bosnien-Herzegowina stationierter Soldat wurde Ende März mit einem Black-Hawk-Hubschrauber nach Wien geflogen. Aktuell gibt es insgesamt vier Verdachtsfälle unter allen Auslandskontingenten.