Im ersten Quartal, in dessen später Phase die Coronakrise begonnen hat, gab es deutlich weniger Unternehmenspleiten und weniger Privatinsolvenzen als im Vorjahreszeitraum. Wie heftig sich die Krise schlussendlich auswirkt, ist offen: "Wie viele Insolvenzen es über das ganze Jahr geben wird, hängt davon ab, wie sich die nächsten drei Monate entwickeln", sagt KSV-Experte Hans-Georg Kantner.
Insgesamt wurden den ersten drei Monaten heuer 1151 Unternehmen insolvent, was einen Rückgang von rund 9 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2020 zeigt. Eröffnet wurden 668 Insolvenzverfahren - ein Minus von fast 14 Prozent. Das Minus in den letzten beiden Märzwochen war noch viel höher und fällt in drei Monaten auch ins statistische Gewicht, so Kantner. In Salzburg etwa gab es in diesem kurzen Zeitraum einen Einbruch von über 80 Prozent, in anderen Bundesländern zwischen 60 und 70 Prozent.
Top 5 der Kärntner Insolvenzen
In Kärnten mussten im ersten Quartal 2020 insgesamt 70 Unternehmen Insolvenz anmelden – das bedeutet einen Rückgang um 23 Prozent gegenüber 2019. Mit diesem Minus rangiert Kärnten im Bundesländervergleich auf Platz vier. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 23 Millionen Euro. Auch das bedeutet einen Rückgang von 26 Prozent.
Die fünf größten Insolvenzfälle in Kärnten sind die Mandler GmbH (Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung) aus Greifenburg mit Passiva von 8,5 Millionen Euro, die Unterzaucher GmbH (Konkurs) aus Millstatt mit Passiva von 3,2 Millionen Euro, Mag. Helmut Allesch (Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung) aus Klagenfurt mit Passiva von 1,3 Millionen Euro, die MKM Service GmbH (Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung) aus Wolfsberg mit 1,1 Millionen Euro und die ecofriendlybeauty Schulungs- und Handels GmbH (Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung) aus Villach mit Passiva von einer Millionen Euro.
"Das wird dazu führen, dass im zweiten Quartal die Eröffnungen noch tiefer sinken werden, als sie das schon seit Mitte März getan haben", sagt Kantner. "Und die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren werden sich in etwa halbieren." In Summe rechnet der KSV1870 daher mit einem Insolvenzniveau im 2. Quartal 2020 auf dem Niveau von lediglich 40 bis 45 Prozent eines Normaljahres 2019.
Seriöser Ausblick nicht möglich
Ein Ausblick aufs gesamte Kalenderjahr sei nicht seriös möglich, so Kantner. Aber: "Zweifellos wird es noch heuer zu einem Aufholeffekt kommen und darüber hinaus zu einem Wachstum gegenüber 2019." Die Welle werde auch noch ins Jahr 2021 hineinreichen. Das Ausmaß sei noch offen. Dabei gehe es vor allem darum, wann die einschneidenden Maßnahmen - also der Stillstand seit Mitte März - zumindest Schritt für Schritt wieder endet.
Der Rückgang der Passiva um 28 Prozent auf rund 327 Mio. Euro sei österreichweit nicht signifikant und bestätige den Trend, dass nunmehr wieder weniger Schuldner mit besonders hohen Verbindlichkeiten den Weg zum Konkursgericht suchen, als das nach einer Änderung der Privatkonkursordnung zuletzt noch der Fall gewesen war.