Inmitten der Corona-Krise wird an diesem Sonntag wieder an der Uhr gedreht, die Sommerzeit beginnt. Die Zeiger werden in Europa um 2 Uhr auf 3 Uhr springen. Die Aufregung darüber dürfte sich angesichts der Millionen Menschen, die unter der Pandemie und ihren Folgen zu leiden haben, wohl in Grenzen halten. Und wie es mit der Zeitumstellung in der EU weitergeht, das ist weiterhin völlig unklar.
Bei einer EU-weiten Online-Umfrage hatten sich 84 Prozent der Teilnehmer für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen. Die meisten votierten 2018 für eine dauerhafte Sommerzeit. 4,6 Millionen Antworten, davon allein drei Millionen aus Deutschland, gingen ein - ein Rekord, aber immer noch weniger als ein Prozent der EU-Bürger.
Die EU-Kommission hatte daraufhin vorgeschlagen, ab 2019 den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit abzuschaffen. Die Staaten sollten stattdessen selbst entscheiden können, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit haben wollten. Doch aus vielen Ländern kamen Bedenken gegen diesen Plan, da u.a. für die Wirtschaft eine einheitliche Zeitzone wünschenswert erscheint, zumindest in Mitteleuropa. Andernfalls würden zwischenstaatliche Zeitunterschiede den Handelsverkehr noch mehr beeinträchtigen.
Das Europaparlament hat ebenfalls für eine Abschaffung und zwar nach 2021 votiert. Dem müssen die Mitgliedsstaaten jedoch mehrheitlich noch zustimmen, damit dies Realität werden kann. Das offizielle Österreich bevorzugt eine ständige Sommerzeit als Standardzeit.
Wie am Mittwoch aus informierten EU-Kreisen zu erfahren war, haben die EU-Länder von der Kommission eine Wirkungsanalyse angefordert, da es dem Kommissionsvorschlag an einer Folgenabschätzung fehlt. Da diese Analyse noch nicht vorliegt, befasst sich der Rat der EU-Staaten derzeit nicht aktuell mit dem Thema Zeitumstellung.
In der gesamten EU wurde bisher am letzten März-Sonntag an der Uhr gedreht - und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurück. Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang.
Österreich beschloss die Einführung erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte. Diese beiden Länder führten die Sommerzeit erst 1980 ein. Allerdings gab es in der Alpenrepublik bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter - auf Dauer erfolgloser - Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.