Durch die andauernde Coronavirus-Krise müssen sich Österreichs Apotheken mit einem teils eklatant angestiegenen Kundenaufkommen auseinandersetzen. Während Hausärzte Rezepte nach einem Telefonat per Mail verschreiben, erfolgt die Ausgabe weiter direkt. Aufgrund der Risiken einer Ansteckung haben einige Apotheken nun darauf umgestellt, Medikamente nur noch via Nachtfenster auszugeben.
Ist dies beispielsweise in Graz nach einer Ermächtigung der lokalen Behörde erlaubt, muss in Wien die Medikamentenausgabe offiziell weiter über die Offizin erfolgen. Diese Weisung gab das Amt für Soziales, Sozial- und Gesundheitsrecht (MA 40) aus. Den Wiener Apothekern ist es damit untersagt, eine für manche als Schutzmaßnahme empfundene Wahl zu treffen.
Qualität und Vertraulichkeit
"Es wurde mit dem Magistrat andiskutiert, aber nicht genehmigt", sagte Philipp Saiko, Präsident der Wiener Apothekerkammer, auf Anfrage dazu. Als fix wollte Saiko dies im Gespräch mit der APA aber nicht einstufen. "Vielleicht ist es in einer Woche ganz anders", meinte er. Immerhin sei in den Gesprächen mit dem Magistrat durchgesetzt worden, dass Apotheken eine unkomplizierte Mittagspause einlegen können, "damit die Mitarbeiter auch abschalten können".
Die MA 40 argumentiert mit dem Apothekengesetz, wonach die Abgabe von Arzneimitteln über das Nachtdienstfenster ausschließlich während des Bereitschaftsdienstes zulässig ist. Es gelte auch, die erforderliche Qualität und Vertraulichkeit eines Beratungsgesprächs mit dem Kunden einzuhalten. Dies müsse gewährleistet sein.
Saiko kann beide Seiten nachvollziehen. So gebe es Apotheker, die durch eine Ausgabe bzw. Beratung über ein kleines Fenster eher die Gefahr eine Ansteckung sehen. Abhilfe soll neben dem gleichzeitigen Betreten der Verkaufsräume von nur einer Handvoll Personen auch das Aufstellen von Trennwänden aus Plexiglas schaffen.
Hervorstreichen wollte Saiko den Einsatz aller Apotheker. Durch die Ausstellung von Rezepten per Telefon hätte sich der Arbeitsaufwand in einer ohnehin schwierigen Zeit nicht verringert. Ärzte übermitteln diese dann per Mail oder Fax an die gewünschte Apotheke.
Susanne Ergott-Badawi, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer, sieht darin freilich die sicherste Quelle, Medikamente zu beziehen. "Wer rezeptpflichtige Arzneimittel übers Internet bestellt, kann einem Betrüger aufsitzen, denn 95 Prozent dieser Produkte sind gefälscht. Außerdem geht diese Person ein immens hohes Gesundheitsrisiko ein", warnte Ergott-Badawi. Neben dem Absender würde sich außerdem auch der Empfänger strafbar machen, da der Bezug derartiger Produkte über das Internet verboten ist.
Der Patient kann sein Medikament selbst abholen, es besteht auch die Möglichkeit, eine Vertrauensperson damit zu beauftragen. "Beides natürlich unter der Voraussetzung, dass keine Corona-Symptome vorliegen", betonte Ergott-Badawi.