Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus in Österreich steigt weiter an. Nach offiziellen Zahlen des Gesundheitsministerium galten fünf Todesfälle nach einer SARS-CoV-2-Infektion als bestätigt. Dabei handelt es sich um zwei Fälle in Wien und drei aus der Steiermark.
Im Lauf des Mittwochs wurden aus den Bundesländern Steiermark und Oberösterreich insgesamt drei Todesfälle im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit gemeldet. Allerdings wurden nur die beiden Fälle aus der Steiermark zunächst als offiziell gerechnet. Auch Niederösterreich verzeichnete einen Todesfall.
Meist mit schweren Vorerkrankungen
In der Steiermark starben in der Nacht auf Mittwoch zwei mit dem Coronavirus infizierte Männer. Wie die Landessanitätsdirektion mitteilte, sind sie beide Jahrgang 1940, einer aus Graz-Umgebung, der andere aus dem Bezirk Murtal. Der Patient aus Graz-Umgebung war akut wegen eines Schlaganfalls ins Krankenhaus gebracht worden, sagte die Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes). Der Mann aus dem Murtal hatte ebenfalls schwere Vorerkrankungen und war bereits seit der Vorwoche in stationärer Behandlung. Er hatte Diabetes und damit einhergehend weitere Erkrankungen. In beiden Fällen müssen die Behörden noch abklären, in welchem Zusammenhang der Tod der Patienten mit dem Coronavirus steht.
In Linz ist am Mittwoch eine mit dem Coronavirus infizierte 27-Jährige gestorben. Laut Landessanitätsdirektion war die Frau wegen schwerer Vorerkrankungen bereits länger im Kepler Universitätsklinikum in Behandlung. Sie wurde der Statistik des Gesundheitsministeriums noch nicht hinzugerechnet.
Im Landesklinikum Melk ist am Dienstag ein 76-Jähriger gestorben, der positiv auf das Coronavirus getestet war. Es habe sich um einen Patienten "mit einer massiven Grunderkrankung" gehandelt, teilte der Ärztliche Direktor Rupert Strasser laut Landeskliniken-Holding mit.
Neun Genesene
In der Steiermark könnte noch ein weiterer Fall hinzukommen. Mittwochmittag wurde bekannt, dass in jenem Seniorenheim in Hartberg, aus dem schon die erste steirische Coronavirus-Tote stammte, eine weitere Bewohnerin gestorben ist. Es bestand dringender Verdacht, dass auch sie mit dem Virus infiziert war. Das müsse aber noch abgeklärt werden, hieß es. Ebenso offen war das Obduktionsergebnis der 48-jährigen Wienerin, die vermutlich auch an Covid-19 in der Heimquarantäne gestorben ist.
Somit könnte die Zahl der Todesopfer noch auf neun ansteigen. Damit würden insgesamt in Wien drei, in der Steiermark vier, in Niederösterreicher ein und in Oberösterreich ebenfalls ein Todesfall zu bedauern sein.
Die Zahl der genesenen Patientinnen und Patienten gab das Ministerium wie schon am Dienstag mit neun an, zwei in Tirol, fünf in Wien und zwei in Niederösterreich. Insgesamt waren bis Mittwoch (Stand 16.00 Uhr) 1.646 Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert.
Tirol hatte 382 Fälle, im benachbarten Vorarlberg waren es bis Mittwochfrüh 124, berichtete das Gesundheitsministerium. Aus Niederösterreich wurden 256 positive Test gemeldet, in Wien lagen Daten über 209 bestätigte Ansteckungen vor, in der Steiermark waren es 220, in Oberösterreich 305, in Salzburg 89, im Burgenland 20 und in Kärnten 41. Bisher wurden 11.977 Testungen durchgeführt.
Aufgrund der hohen Fallzahlen in Gemeinden in Tirol, Vorarlberg und Salzburg wurde mit der Abriegelung ganzer Gemeinden begonnen. Nachdem vergangene Woche St. Anton am Arlberg und die Paznauner Gemeinden Galtür, Ischgl, Kappl und See unter Quarantäne gestellt worden sind, haben die Behörden nun zwei weitere Skiorte in Tirol isoliert. Bis inklusive 2. April werden der bekannte Tourismusort Sölden im Ötztal sowie St. Christoph am Arlberg gesperrt. Die polizeilichen Checkpoints wurden Dienstagabend errichtet.
Auch die Vorarlberger Arlbergregion wurde unter Quarantäne gestellt. Betroffen waren die Gemeinden Lech, Klösterle, Warth und Schröcken. Am Mittwochnachmittag wurde dann auch im Bundesland Salzburg zwei ganze Täler und die Gemeinde Flachau isoliert. Betroffen sind das Gasteinertal mit den Gemeinden Bad Gastein, Bad Hofgastein und Dorfgastein sowie das Großarltal mit den Kommunen Großarl und Hüttschlag.
Da das ganze Bundesland Tirol jetzt offenbar als Corona-Risikogebiet erachtet wird, müssen sich nicht nur Heimkehrer aus Risikoländern wie Italien oder den Iran für 14 Tage isolieren, sondern alle, die in den vergangenen zwei Wochen irgendwo in Tirol waren, sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auf "Puls 4".
Im übrigen Österreich hielt sich größtenteils die Bevölkerung an die Ausgangsbeschränkungen. 18 Anzeigen hat es am Dienstag in Österreich nach dem Covid-19-Maßnahmengesetz gegeben. Zehn davon gab es in Oberösterreich, die anderen acht in Wien, sagte Gerald Hesztera vom Innenministerium.
Das Außenministerium sah sich unterdessen mit der Aufgabe konfrontiert, die 47.000 im Ausland befindlichen Österreich wieder in ihre Heimat zu bringen. Insgesamt vier Maschinen der AUA flogen im Verlauf des Mittwochs Urlauber aus Teneriffa, Las Palmas und Hurghada zurück. Donnerstag früh landet die vorerst letzte offizielle AUA-Maschine laut Flugplan aus Chicago in Wien, danach wird der Betrieb eingestellt. Ab da werden nur noch Sondermaschinen für die Rückholungen im Einsatz sein.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erwartet angesichts der Coronaviruskrise, dass es noch "sehr, sehr lange dauern" werde, bis in Österreich wieder Normalbetrieb herrscht. Die Krise werde schwere wirtschaftliche Auswirkungen zur Folge haben. Deshalb wird die Bundesregierung ein bis zu 38 Milliarden großes Hilfspaket schnüren. "Wir wollen alles Menschenmögliche tun, um massenhafte Arbeitslosigkeit zu verhindern", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz nach dem Ministerrat. "Koste es was es wolle" lautet das Motto.
Neben den bisher angekündigten vier Milliarden Soforthilfe sollen neun Milliarden für Garantien und Haftungen für Kredite und 15 Milliarden an Notfallhilfe für Branchen, die es "besonders hart" getroffen hat, sowie zehn Milliarden Steuerstundungen geben. Es sei "notwendig und gerecht", so Kurz. Man müsse der Sorge um Arbeitsplätze entgegentreten. Und Unternehmen sei zum Teil die Geschäftsgrundlage weggebrochen. Daher müsse die Liquidität gewährleistet sein.