Wenn Sie sich die Kurven für Wien ansehen, fallen zwei Dinge besonders auf: Exponentielles Wachstum sieht anders aus. Bei der Grafik der durchgeführten Tests ist gar kein Wachstum sichtbar. Seit Tagen werden zwischen 120 und 135 Menschen in Wien auf das Coronavirus getestet. Unterdessen häufen sich in sozialen Medien Erzählungen von Menschen, die zwar eindeutige Corona-Symptome haben, aber entweder tagelang auf einen Rachenabstrich warten, oder überhaupt nicht getestet werden. Das Argument: Sie hätten keinen Kontakt mit einem Risikogebiet gehabt. „Wir tun, was wir können“, sagt Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Aber momentan gibt es schlicht und einfach keine Kapazitäten für mehr Tests. An zwei Stellen gibt es aber Potenzial für umfangreichere Testungen.

Erstens, die Abstriche. „Zurzeit sind tagsüber acht und in der Nacht zwei Autos zu Verdachtsfällen unterwegs, um die Abstriche durchführen,“ erklärt Ernest Zulus, der ärztliche Leiter des Ärztefunkdienstes. Der reguläre Dienstepool aus niedergelassenen und Spitalsärzten, die nebenbei für den Ärztefunkdienst tätig sind, reicht dafür nicht mehr: „Es gab einen Aufruf an alle Ärzte, auf den sich einige kurzfristig gemeldet haben,“ so Zulus, „weil Spitäler OPs reduzieren oder Stationen schließen, werden da Kapazitäten frei.“



Zweitens, die Tests an sich. „Wir testen noch immer ausschließlich konkrete Verdachtsfälle aus Risikogebieten,“ sagt Zulus, „mehr wäre nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Es sei denn, es kommt ein Schnelltest auf den Markt.“ In die gleiche Kerbe schlägt auch Ärztekammer-Präsident Szekeres: „Die Kapazitäten kann man nur steigern, wenn man auf eine andere Plattform umsteigt.“ 

Immerhin dürfte das bald passieren. Bald soll ein neuer Test des Schweizer Pharmakonzerns Roche verfügbar sein, der die Kapazitäten um ein Vielfaches steigert. Das entsprechende Gerät, das mehrere Tests schneller auf einmal machen kann, sei bereits in Wien, sagt Szekeres: „In ein paar Tagen sind auch die nötigen Chemikalien da“. 

Dann wird logischerweise die Zahl der bestätigten Corona-Fälle enorm steigen. Die Dunkelziffer wird hingegen sinken. Und die Ausbreitung kann besser verhindert werden, insbesondere, wenn das Schlüsselpersonal konsequent getestet wird. Denn beim Gesundheitspersonal und bei Angestellten in Supermärkten sei es besonders wichtig, schnell zu wissen, wer sich infiziert hat, so Szekeres.