Eigentlich war es reiner Zufall, dass der Obmann des Ruster Storchenvereins die Ankunft des ersten Storchs gestern Vormittag live miterleben konnte. Denn als Regierungschauffeur gehört Josef Karassowitsch derzeit dem Krisenstab der burgenländischen Landesregierung an und ist oft mit Corona-Proben vom Amtsarzt zum Testlabor unterwegs.
Doch gestern hatte der alteingesessene Ruster frei, war zum Einkaufen in der Stadt unterwegs – und sah den ersten heimkehrenden Weißstorch über der Innenstadt kreisen. „Er hat sich die Nester angeschaut und laut geklappert“, erzählt Karassowitsch. Von einem Nest wurde er gleich von einem der Ruster Winterstörche vertrieben. „Wir haben seit einigen Jahren Störche, die bei uns überwintern. Seit dem Vorjahr sind es sogar fünf.“ Einen Mangel an Nestern gibt es in der berühmten Storchenstadt aber nicht: 33 werden vom Ruster Storchenverein, den es bereits seit 26 Jahren gibt, penibel genau gewartet.
Kostenintensive Nestwartung
Pünktlich zum Start der Storchensaison werden sie aufwendig und vor allem kostenintensiv desinfiziert. „Wir arbeiten auf freiwilliger Basis – aber der 45-Meter-Kranwagen kostet 3500 Euro am Tag.“ Kosten, die die Hausbesitzer, auf deren Gebäuden sich die Nester befinden, selbst tragen. Da diese im Laufe der Zeit natürlich verrotten, werden jährlich drei bis vier neue „Storchenwohnungen“ gebaut. „Wir liefern nur den Unterbau, sozusagen die Kellerdecke. Den Rest bauen die Störche selbst – vom Tag der Ankunft bis zu ihrem Abflug.“
14 Storchenpaare gab es im Vorjahr in Rust, die 35 Junge aufzogen. Als der Verein gegründet wurde, gab es nur noch zwei bis drei. „Wir wollten deshalb etwas tun“, betont der Obmann des Storchenvereins. Was die Mitglieder rasch änderten: Die Wiesen wurden niedrig gehalten – „denn der Storch geht nicht ins hohe Gras“.
Trotz des warmen Winters ist der erste Storch heuer später als üblich aus dem Süden zurückgekehrt. „Wir haben schon zwischen dem 6. und 10. März damit gerechnet“, erklärt Josef Karassowitsch. „Aber Hauptsache, sie haben uns nicht vergessen.“
Daniele Marcher