In Österreich steigt die Zahl der mit dem Coronavirus SARS-CoV-2infizierten Menschen weiter an. Am Donnerstag (Stand 22:30 Uhr) gab es 44 Infizierte in Österreich. Erstmals wurde auch ein Fall aus Oberösterreich, Vorarlberg und einer aus Kärnten gemeldet. Virusfrei ist nur noch das Burgenland.
Erster Fall in Oberösterreich bestätigt
In Oberösterreich ist Donnerstagabend der erste Coronavirus-Fall bestätigt worden. Laut Gesundheitsreferentin LHStv. Christine Haberlander (ÖVP) wurde die Infektion bei einem Patienten aus dem Bezirk Urfahr-Umgebung nachgewiesen. Näheres dazu war nicht bekannt. Nähere Details sollen am Freitag in einer Pressekonferenz bekanntgegeben werden. Mit diesem Fall sind in Österreich bisher insgesamt 44 Coronavirus-Infektionen nachgewiesen worden. Offiziell frei vom Virus war am Donnerstagabend damit nur mehr das Burgenland.
Fall in Vorarlberg
Der erste Vorarlberger Coronavirus-Patient ist ein junger Mann (Jahrgang 1990), der sich offenbar wie die erste Kärntner Patientinin Wien angesteckt hat. Er werde mit Husten und leichtem Fieber im LKH Hohenems behandelt, sein Zustand sei allgemein gut. Seine Mutter arbeite als Lehrerin in einer Bregenzerwälder Schule und zeige ebenfalls Erkrankungssymptome, informierte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) am Donnerstagnachmittag.
Der Mann zeigte am vergangenen Sonntag Symptome und erfuhr nach seiner Rückkehr aus Wien in seinem Heimatort Mellau (Bregenzerwald), dass er in der Bundeshauptstadt mit einer am Coronavirus erkrankten Person in Kontakt gestanden war. Daraufhin meldete er sich am Mittwoch selbst über die Hotline 1450. Ein Test wurde veranlasst, am frühen Donnerstagnachmittag traf das positive Ergebnis ein, gaben Wallner, Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (beide ÖVP) und Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz bekannt.
Der Betroffene werde nun zunächst im LKH Hohenems betreut. Grundsätzlich vorgesehen ist, dass eine Aufnahme ins Krankenhaus nur bei schwerem Verlauf erfolgt. Weil es sich aber um den ersten Fall in Vorarlberg handle, mache man diese Ausnahme, sagte Rüscher: "Das handhaben wir auch zum Schutz des erkrankten Mannes so."
Die Abklärungen, mit dem der Mann seit seiner Infizierung Kontakt hatte, seien bereits am Laufen, betonte Wallner. Er sei vermutlich seit Samstag früh infektiös, daher werde man sich auch mit den Behörden in Wien kurzschließen, wo der Mann sich zu dem Zeitpunkt noch aufhielt, stellte Grabher fest. In Vorarlberg hatte er jedenfalls Kontakt mit seinen Eltern. Die Mutter, die als Lehrerin arbeitet, zeige ebenfalls Symptome. "Bei ihr wurde bereits eine Probe entnommen, das Ergebnis wird bis morgen (Anm. Freitag) früh vorliegen", sagte Rüscher.
Schule betroffen?
Sollte die Mutter ebenfalls am Coronavirus erkrankt sein, muss an der Schule abgeklärt werden, mit wem die Frau in Kontakt stand. Sollten viele Schüler und eventuell auch Kollegen betroffen sein, "kann es sein, dass die Schule 14 Tage Pause hat", so die Landesrätin. Vorsorglich geschlossen werde die Schule aber nicht. Man gehe nach dem ganz normalen Prozedere vor.
Da der Mann mit dem Zug von Wien nach Vorarlberg reiste, könnten möglicherweise auch Mitreisende zu Kontaktpersonen geworden sein. Da der Erkrankte allerdings keinen reservierten Sitzplatz hatte, sei es schwierig, die Personen zu ermitteln, die sich in unmittelbarer Nähe des Mannes befanden. Sanitätsdirektor Grabher beruhigte: "Um sich anzustecken, muss zumindest 15 Minuten lang ein räumlicher Kontakt bestehen", sagte er. Die Sorge bestehe nicht, dass nun der Großteil der Zugreisenden infiziert worden sei.
Grundsätzlich stellte der Landeshauptmann fest, dass der erwartbare Fall eingetreten sei. "Wir haben mit dieser Situation gerechnet und sind auf das Szenario seit Längerem gut vorbereitet", so Wallner.
Frau aus Kitzbühel in Tirol positiv getestet
Eine 22-jährige Frau aus Kitzbühel ist am Donnerstag positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie klagte über "grippeähnliche, milde Symptome", teilte das Land Tirol mit. Zuvor hatte sich die Frau in Verona - einer Risikoregion in Norditalien - aufgehalten. Nun laufen die behördlichen Abklärungen, um mögliche Kontaktpersonen zu identifizieren, hieß es.
"Der Krankheitsverlauf ist sehr mild", berichtete Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Die weitere Behandlung und Isolierung werde in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden vorgenommen. Auch jene Kontaktpersonen, die nicht zum engen Kreis zählen, werden über Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen informiert und müssen ihren Gesundheitszustand in den kommenden zwei Wochen beobachten.
28-Jährige in Kärnten betroffen
Beim ersten bestätigten Coronavirus-Patienten in Kärnten handelt es sich um eine 28-jährige Frau aus dem Bezirk Völkermarkt. Die Symptome sind bisher mild, weshalb sie daheim unter Quarantäne ist, teilte die Kärntner Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit.
Die Frau war Ende Februar in Wien und dürfte sich dort bei einer Freundin angesteckt haben, die ebenfalls positiv auf den Coronavirus getestet worden war, hieß es vom Land Kärnten. Derzeit läuft das "Tracing", bei dem Personen ermittelt werden, mit denen die Frau in den vergangenen Tagen Kontakt hatte.
Mann in Salzburg ist britischer Urlauber
Bei jenem 61-jährigen Mann, der am Donnerstag im Salzburger Pinzgau positiv auf das Coronavirus getestet worden ist, handelt es sich um einen Briten. Der Urlauber war Teil einer zehnköpfigen Reisegruppe, die in Saalbach-Hinterglemm Unterkunft bezogen hatte. Er befindet sich derzeit mit seinen neun Begleitern im Hotel in Quarantäne. Krankheitssymptome zeigt derzeit alleine der getestete Mann.
Wie das Land Salzburg am Nachmittag mitteilte, wurde der Test-Abstrich bei dem Briten am Mittwoch durch ein mobiles Team des Roten Kreuz genommen. In welchem Umfang weitere Gäste oder Hotelpersonal von Quarantäne-Maßnahmen betroffen sind, steht noch nicht fest. Die Arbeit der Gesundheitsbehörde ist noch nicht abgeschlossen. Derzeit werden weitere mögliche Kontaktpersonen und das Umfeld des Mannes erhoben.
Im Bundesland Salzburg sind mittlerweile vier Infektionen mit dem Coronavirus bekannt. Zuletzt war am Mittwoch eine 62-jährige Urlauberin aus Köln im Wintersportort Obertauern positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden. Die erkrankte Frau wurde noch in der Nacht auf Donnerstag vom Roten Kreuz in ihre Heimat gebracht. Die anderen Gäste in ihrem Hotel sind mittlerweile abgereist und müssen zuhause in Quarantäne, auch die zwölf Mitarbeiter und die Betreiberfamilie des Hotels dürfen das Haus nicht verlassen.
Zusätzlich befindet sich in Fusch an der Glocknerstraße (Pinzgau) noch eine 36-jährige Frau aus Wien in häuslichem Gewahrsam. Bei ihr war am 29. Februar die Viruserkrankung festgestellt worden. Ihr Lebensgefährte, ein 48-jähriger Mann aus Fusch, wurde am Montag positiv getestet. Er befindet sich in stationärer Behandlung im Krankenhaus.
Neuer Wiener Fall
Der neu positiv getestete Wiener ist ein älterer Mann, der sich vor kurzem im Iran aufgehalten hat, sagte der Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien, Andreas Huber. Er hat sich zunächst mit dem Rettungsdienst in das Kaiser-Franz-Josef-Spital bringen lassen, danach wurde er in häusliche Quarantäne entlassen. In Salzburg wurde eine 62-jährige Urlauberin aus Köln positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Die erkrankte Frau wurde bereits vom Roten Kreuz nach Köln gebracht.
Auch die sieben neuen Fälle in Niederösterreich befanden sich in Heimquarantäne. Sie stammen wie schon die bisherigen aus dem Bezirk Korneuburg. Es handelt sich laut Sanitätsstab um Kontaktpersonen eines schon zuvor bestätigten Falles. "Alle befanden sich bereits und befinden sich nun weiterhin in häuslicher Quarantäne." Die ersten bestätigten Fälle in Österreich, zwei Italiener, konnten bereits geheilt aus einer Innsbrucker Klinik entlassen werden. Bei dem letzten in Tirol positiv getesteten Fall handelt es sich um einen Norweger.
Mehrere Isländer nach Tirol-Urlaub positiv getestet
Nachdem 14 Isländer vergangene Woche einen Skiurlaub im Tiroler Oberland verbracht haben, wurden mehrere Personen dieser Gruppe nach ihrer Rückkehr positiv auf das Coronavirus getestet. Die Ansteckung dürfte sich aber erst im Flugzeug auf der Rückreise von München nach Reykjavik ereignet haben, teilte das Land Tirol Donnerstagabend mit. Im Flugzeug befand sich ein am Virus erkrankter Fluggast.
Die infizierte Person war am Rückweg nach Island von einem Italienurlaub, hieß es. "Unter dieser Annahme erscheint es aus medizinischer Sicht wenig wahrscheinlich, dass es in Tirol zu Ansteckungen gekommen ist", sagte Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Die Gruppe reiste bereits am vergangenen Wochenende aus Tirol ab. Die Fluggäste wurden von der Fluglinie informiert. Weitere behördliche Abklärungen seien im Gange, hieß es.
Insgesamt wurden in Österreich 3.711 Tests durchgeführt. "Wir testen jeden einzelnen Verdachtsfall, aber auch mit Stichprobenanalysen in Form eines Screenings bei Grippeerkrankten zusätzlich auf Corona", erklärte der Gesundheitsminister bereits am Mittwoch.
Rund 400 Personen befanden sich laut Anschober in Quarantäne. Derzeit gibt es in Österreich aber keine Entwicklung, die auf eine Pandemie hindeutet, meinte der Gesundheitsminister.
"Es ist die Entwicklung, mit der wir gerechnet haben", sagte Anschober bei einem neuerlichen Pressetermin am Donnerstag. Eine Prognose über den weiteren Verlauf der Krankheit wagte sich der Minister nicht abzugeben. Die bisherigen Fälle haben sich aber im Ausland bzw. in Österreich bei aus dem gekommenen Personen angesteckt.
Vorsichtsmaßnahmen
In Österreich wurden Vorsichtmaßnahmen eingeleitet. So werden etwa gefährdete Bevölkerungsgruppen - wie etwa in Pensionistenheimen - besonders geschützt. Auch Großveranstaltungen können je nach Maßgabe abgesagt werden. Flächendeckende Absagen, wie es in anderen Ländern inzwischen praktiziert wird, sind derzeit nach Absprache mit den Gesundheitsexperten nicht vorgesehen. Auch eine landesweite Schließung von Bildungseinrichtungen ist im Moment nicht geplant. Dass dies zu einem "Zeitpunkt X" noch geschehen kann, konnte Anschober aber nicht ausschließen.
Insgesamt setzt Österreich auf die Strategie, die Zahl der Erkrankten über einen möglichst großen Zeitraum gering zu halten. Zeit spielt nämlich eine große Rolle: In wenigen Wochen ist mit einem Ende der Influenzasaison zu rechnen, womit mehr medizinische Kapazitäten frei werden. Zudem gibt es derzeit zwar noch kein spezifisches Medikament zur Behandlung des Virus, die Medizin forscht aber mit Hochdruck daran. Bis Herbst bzw. Winter könnte auch nach Einschätzung des Ministers ein Impfstoff entwickelt sein.
Für Reisende wurde es wegen des Coronavirus immer schwieriger an ihr Ziel zu kommen. So hat etwa Israel ab Freitag 8.00 Uhr Ortszeit ein Einreiseverbot für sämtliche Reisende aus Österreich sowie Italien, Deutschland, Spanien, Frankreich und der Schweiz verhängt. Davon ausgenommen sind israelische Staatsbürger, Personen mit gültigem Aufenthaltsstatus in Israel sowie Personen, die sich in Israel 14 Tage in Heimquarantäne begeben können.