Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen in Österreich ist bis Samstagmittag auf insgesamt zehn gestiegen. Vier Covid-19-Erkrankte gab es in Wien, je zwei in Tirol und Niederösterreich und je einen in Salzburgund in der Steiermark. Österreichweit wurden bis Samstagvormittag laut Gesundheitsministerium bereits 1.649 Tests durchgeführt.
Zuletzt wurden am Samstag die Fälle einer Steirerin und eines niederösterreichischen Paares bekannt. Dazu kam der erste bestätigte Fall in Salzburg. Erkrankt ist eine 36-jährige Wienerin, die sich am vergangenen Wochenende in Turin aufgehalten hat und am Mittwoch von Wien zu ihrem Lebensgefährten nach Fusch an der Glocknerstraße (Pinzgau) gefahren ist. Sie weist Symptome eines grippalen Infekts auf und befindet sich derzeit in häuslicher Quarantäne. "Der Fall ist gut abgrenzbar, es gibt auch keinen touristischen Bezug in der Region", sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Samstagnachmittag bei einem Mediengespräch. Die Wienerin dürfte sich in Turin infiziert haben. In Wien selbst sei sie danach mit niemandem in Kontakt gewesen, so Landessanitätsdirektion Petra Juhasz. Am Mittwoch reiste sie dann mit einem Zug der Westbahn nach Salzburg, auch während der Fahrt habe es aber keine Gesprächskontakte gegeben. Die 36-Jährige, ihr Lebensgefährte und zwei weitere Familienmitglieder bleiben in Fusch in häuslicher Quarantäne. "Sie werden versorgt, sodass sie das Haus nicht verlassen müssen", sagte Juhasz.
Details aus der Steiermark
Samstagvormittag wurden in der Steiermark erste Details über den Fall einer 52-jährige Oststeirerin bekanntgegeben. Sie war aus einem Risikogebiet in Oberitalien von einer Messe zurückgekehrt. Die Patientin befand sich am Samstag mit leichtem Verlauf im Krankenhaus, hieß es am Samstag bei einer Pressekonferenz des Landes Steiermark. Sie war selbst mit einem Verdacht ins Spital gekommen. Alle Kontaktpersonen wurden verständigt und aufgefordert, zu Hause zu bleiben, sagte die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). Dabei handelt es sich um ihre Angehörigen.
Ehepaar in Niederösterreich infiziert
Die österreichweit bestätigten Coronavirus-Fälle Nummer acht und neun wurden aus Niederösterreich gemeldet. Nach Angaben von Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) handelt es sich um ein Ehepaar aus dem Bezirk Korneuburg. Die Betroffenen hatten Kontakt zu dem infizierten Wiener Paar, das im Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ) in der Bundeshauptstadt behandelt wird. Die Frau aus Niederösterreich wurde nun ebenfalls ins KFJ eingeliefert, ihr Mann wurde unter häusliche Quarantäne gestellt. Er zeige eine "milde Symptomatik", betonte Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Die drei Kinder des Ehepaares sind gesund.
Im Fall eines 72-Jährigen in Wien schwer erkrankten Corona-Patienten wird nach der Ansteckungsquelle weiter gesucht. Der Anwalt war vor der positiven Testung bereits zehn Tage im Spital wegen Grippe behandelt worden. Nach Auskunft eines Sprechers des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) war der Mann am Samstag weiterhin nicht ansprechbar.
"Wir haben damit gerechnet, dass es so kommen wird und wir zunehmend weitere Fälle erhalten", sagte Brigitte Zarfl, Ex-Gesundheitsministerin und Spitzenbeamtin im Gesundheitsministerium, bei einer Pressekonferenz von Mitgliedern des Einsatzstabes am Samstag in Wien. "Die Strukturen arbeiten sehr gut", betonte die Sektionsleiterin im Sozialministerium. Auch die Landessanitätsbehörden würden "sehr gut und sehr rasch arbeiten mit dem Identifizieren allfälliger Kontaktpersonen".
Rigorose Maßnahmen beschlossen
Um ein österreichweit einheitliches Vorgehen mit Covid-19-Erkrankten und Kontaktpersonen sicherzustellen, haben die Behörden am Freitag zwei Erlässe und zwei Verordnungen kundgemacht. Die Maßnahmen sind umfangreich und rigoros, so darf die Polizei Straßen und Orte abriegeln, Versammlungen auflösen und Infizierte oder Verdachtsfälle am Verlassen von Wohnungen hindern. Diese werden außerdem für 14 Tage per Bescheid abgesondert.
Fluglinien wiederum müssen bei der Landung Passagiere aus Coronavirus-Krisengebieten unverzüglich melden. Das gilt für jene Passagiere, die sich in den letzten 14 Tagen vor Reiseantritt in einem vom Außenministerium angeführten Gebiet mit Reisewarnung im Zusammenhang mit dem Auftreten des SARS-COV-2 aufgehalten haben und die auf einem Flughafen in Österreich gelandet sind. Wird eine Infektion bestätigt, müssen die Airlines "unverzüglich die gesamte Passagierliste" übermitteln, heißt es in der Verordnung zur Bekanntgabe von Flugpassagieren.
Österreicher bleiben gelassen
Ungeachtet erster bestätigter Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus im Bundesgebiet bleiben die Österreicher gelassen. Nur 15 Prozent sind wegen der aktuellen Situation "sehr besorgt", weitere 34 Prozent "eher besorgt". Das hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "Unique Research" ergeben, die im Auftrag des Nachrichtenmagazins "profil" durchgeführt wurde (500 Befragte). Die Hälfte der Österreicher ist demnach mehr oder weniger unbeeindruckt. 37 Prozent sind "weniger besorgt", 13 Prozent "gar nicht besorgt".
Auswirkungen hatte die Verbreitung des Coronavirus auch auf die heimische Politik. Das Bundeskanzleramt bestätigte Samstagfrüh, dass der US-Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz "aufgrund der allgemeinen Coronavirus-Situation vom Weißen Haus verschoben" wurde. Im Umfeld von Bundeskanzler Kurz hieß es, dass man darüber "nicht ganz unglücklich" sei, da "die Tage auch in Österreich wegen des Coronavirus gerade sehr intensiv" seien.