Das Coronavirus führt nun auch zu Lieferengpässen in heimischen Apotheken. Waren Atemschutzmasken bereits seit längerem nur sporadisch erhältlich, so sind seit wenigen Tagen auch Desinfektionsmittel in Form von Fertigprodukten in vielen heimischen Apotheken nicht mehr verfügbar. Abhilfe verschaffen von Apothekern selbst gefertigte Desinfektionsmittel aus hochprozentigem Alkohol.
Das erklärte eine Wiener Apothekerin im Gespräch mit der APA. "Die letzte Flasche Fertig-Desinfektionsmittels haben wir am Montag verkauft. Nachbestellungen sind derzeit nicht möglich", sagte die Wiener Pharmazeutin am Donnerstag. Die Apothekerkammer reagierte mit einem Rundschreiben, in dem eine Rezeptur zur Eigenherstellung von Desinfektionsmittel beschrieben wird. Das dafür nötige Isopropanol sei mittlerweile aber auch schwer zu bekommen, mit der Alternative - hochprozentigem Alkohol - habe man sich dagegen kürzlich gut eingedeckt, erklärte die Wienerin.
"Reißender, aber höflicher Absatz"
Die Nachfrage nach Atemschutzmasken in Apotheken ist nach wie vor unverändert hoch, erfuhr die APA von der Apothekerkammer. Aufgrund der global gestiegenen Nachfrage seien Atemschutzmasken jeglicher Klassifikation derzeit nicht lieferbar. In den Apotheken sind laut Apothekerkammer dennoch immer wieder vereinzelt Atemschutzmasken erhältlich. "Gestern haben wir eine gekriegt, die schaut aus wie ein Papiertaschentuch mit Schnürl daran. Das kann man nicht verkaufen", schilderte die Wiener Apothekerin. Wann es wieder qualitativ hochwertigere Masken geben wird, sei unklar. Mittlerweile hätten auch schon Ärzte um Atemschutzmasken angefragt.
Derzeit herrsche "reißender, aber höflicher Absatz" in ihrer Geschäftsstelle - auch nach Vitaminpräparaten. Dass Kunden ausfällig wurden, habe sie noch nicht erlebt. "Manche machen sich über die Situation lustig, andere wollen sich mit Produkten eindecken und ins Ausland fliehen und so manche sind einfach nur panisch", beschrieb die Apothekerin die facettenreiche Kundschaft. Die Apothekerkammer lobte die Apotheker, die für viele Menschen die erste Anlaufstelle für zahlreiche Fragen bezüglich dem Coronavirus wären: "Sie sind sehr bemüht, die Kunden sachlich aufzuklären, zu beraten und zu beruhigen, um die Situation zu kalmieren und überzogene Verhaltensweisen zu vermeiden."
"Nachfrage verzehnfacht"
Der hohe Absatz von Desinfektionsmitteln ist logischerweise auch auf der Anbieterseite bemerkbar. So verzeichnete etwa der Salzburger Hygienespezialist Hagleitner aufgrund des Coronavirus sehr viele Desinfektionsmittel-Bestellungen von Kunden. "Die Nachfrage hat sich verzehnfacht", sagte Unternehmensinhaber und Geschäftsführer Hans Georg Hagleitner im APA-Gespräch. Eine derartige Situation habe man "noch nie erlebt", die Produktion laufe "rund um die Uhr". Die Lieferzeit für spezielle Desinfektionsmittel hat sich von einer auf bis zu acht Wochen verlängert.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) verwies bereits am Mittwoch darauf, dass Atemschutzmasken "nicht erforderlich" wären. "Einmal-Mundschutzmasken sind kein wirksamer Schutz gegen Viren oder Bakterien, die in der Luft übertragen werden. Aber sie können dazu beitragen, das Risiko der Weiterverbreitung des Virus durch 'Spritzer' von Niesen oder Husten zu verringern", hieß es vonseiten des österreichischen Gesundheitsministeriums. Auch nach Angaben des auf Infektionskrankheiten spezialisierten Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin gibt es "keine hinreichende Evidenz" dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für gesunde Menschen deutlich verringert.