Die beiden bestätigten Coronavirus-Fälle in Tirol haben nun auch weitreichende behördliche Maßnahmen zur Folge: Ein Hotel nahe der Innsbrucker Innenstadt, in dem die infizierte Italienerin arbeitete, wurde auf Anordnung des Landes vorübergehend gesperrt. Betroffen war auch die Wohnstätte der Italienerin in der Landeshauptstadt.
Die entsprechenden Einsätze hatten am frühen Dienstagabend begonnen und waren vorerst noch im Gange. Die Sperre des Hotels, in dem die Italienerin als Rezeptionistin gearbeitet haben soll, soll Informationen zufolge bis 20.00 Uhr andauern. Die Polizei wollte dies auf APA-Nachfrage aber vorerst nicht bestätigen. Im selben Hotel war übrigens erst vor wenigen Tagen Bundeskanzler Sebastian Kurz zu Gast. Und auch in Kärnten gibt es nun einen Verdachtsfall bei einer Italienerin (56), die in Bad Kleinkirchheim starb. Die Apartement-Anlage wurde abgeriegelt.
Rund 15 Polizisten sowie Mitarbeiter der Sanitätsbehörde des Landes befanden sich im Einsatz. Gästen wurde der Zutritt zu dem Hotel verwehrt und ihre Daten aufgenommen. Die Einsatzkräfte trugen Atemschutzmasken, auch im Hotel befindliche Gäste wurden vereinzelt damit ausgestattet. Wie viele Personen sich zum Zeitpunkt der Sperre im Hotel befanden, war vorerst nicht bekannt.
Suche nach Kontaktpersonen
Diese Maßnahmen geschehen, "um mögliche Kontaktpersonen zu eruieren und alle notwendigen Abklärungen vorzunehmen", hieß es in einer Aussendung des Landes. "Die Sicherheit und die Vorsorge sind nun unser oberstes Gebot. Dazu treffen wir alle nötigen Maßnahmen. Die Behörden sind in enger Abstimmung mit den Gesundheitseinrichtungen sowie der Arbeitsstätte der Frau", erklärte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), der in Absprache mit Bundeskanzler Sebastian Kurz, Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP) und Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) die kurzfristigen Isolierungen angeordnet hatte.
Die Polizei unterstütze die Gesundheitsbehörden mit aller Kraft, um die Quarantäne-Maßnahmen "rasch und effizient" umzusetzen, betonte Nehammer. "Wir müssen gemeinsam alles tun, um eine Ausbreitung einzudämmen", so der Innenminister. Auch Bundeskanzler Kurz unterstrich am Rande seiner London-Reise die Wichtigkeit der Einsätze: "Es werden alle Maßnahmen gesetzt, um eine Ausbreitung bestmöglich zu verhindern. Das bedeutet, es wird gerade sowohl der Arbeitsort als auch der Wohnort abgeschirmt. Die Personen sind in Quarantäne und werden dort behandelt".
Die 24-jährige Italienerin hatte in Innsbruck gearbeitet und gewohnt. Ihr gleichaltriger Freund war zuletzt bei der Frau in der Tiroler Landeshauptstadt auf Besuch.
Anschober: "Keine Grenzschließung für Italien"
Italiens Nachbarländer wollen die Bemühungen der Regierung in Rom zur Eingrenzung der Epidemie aktiv unterstützen. Zugleich soll es zu keiner Grenzschließung zu Italien kommen, berichtete der österreichische Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Ende des Treffens mit mehreren europäischer Amtskollegen am Dienstag in Rom.
"Wir wollen in den nächsten Tagen und Wochen eng mit Italien zusammenarbeiten, um eine Begrenzung der Infektionen zu erreichen. Eine Grenzschließung haben wir ausgeschlossen, weil diese Maßnahme nicht angebracht wäre", sagte Anschober.
Aus den jüngsten Infektionsfällen, die in Tirol, in der Schweiz und in Frankreich gemeldet wurden, gehe klar hervor, dass der Ursprung der Ansteckung in der Lombardei liege. "Es war zu befürchten, dass es auch in Österreich zu Infektionsfällen kommen würde. In den beiden Fällen in Tirol gibt es einen klaren Bezug mit der Lombardei. Man kann keinen Glassturz über Österreich errichten", sagte der Minister.