Abschied mit der Königin der Nacht: Zum letzten Mal ist am Donnerstagabend der Wiener Opernball unter der Organisation von MariaGroßbauer und Staatsoperndirektor DominiqueMeyer über die Bühne gegangen. Gemäß ihrem Motto "Alles Oper" rückte Großbauer auch bei ihrem Abschied die Kunst in den Mittelpunkt - und zwar in der Form der mystisch-dunklen Figur aus der Mozart-Oper "Die Zauberflöte".
Traurige Gesichter suchte man aber beim 64. Opernball aber vergebens. Der Ball war einmal mehr bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Die Promidichte hielt sich allerdings in Grenzen: Richard Lugner strahlte mit seinem "sehr unkomplizierten und wirklich sehr netten" Star Ornella Muti und in der Loge des Unternehmers Klemens Hallmann und seiner Frau, dem Model Barbara Meier, nahmen "Terminator"-Shootingstar Gabriel Luna ("Wien ist so schön"), der muskelbepackte Schauspieler und Opernball-Debütant Ralf Moeller - zum ersten Mal im Frack -, die niederländische Moderatorin Sylvie Meis, das Model Franziska Knuppe und die Moderatorin Katja Burkard mit gebrochener Schulter Platz.
Muti zeigte sich in einem schlichten engen Kleid ganz in schwarz und begeistert über ihren Gastgeber: "Lugner ist so sympathisch", sagte sie und gab zu Protokoll, dass sie "vielleicht" auch das Tanzparkett beehren will. Auch des Baumeisters Begeisterung über seinen Gast hielt an: "Sie ist super."
Wer kam und wer fehlte
Stark vertreten waren die Künstler: Neben dem zahlreich erschienenen Opern-Ensemble tanzten unter anderen auch Nicholas Ofczarek,Cornelius Obonya, Maria Happel, Nina Proll - die auch einen Auftritt als Sängerin am Ball hatte - Gregor Bloeb, Stefan Ruzowitzky,Christian Ludwig Attersee, Florian Teichtmeister und Sunnyi Melles an.
Trotz prominenten Absenzen war auch das offizielle Österreich ganz ordentlich am Ball vertreten. Zwar fehlte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wegen des EU-Budgetgipfels, doch sorgte Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Staatsoberhaupt für höchste Repräsentanz in der Staatsoper. Zahlreiche türkise Minister brachten hochrangige Gäste aufs Parkett. Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) kam in die Oper. Den prominentesten Gast hatte sich die als tanzfreudig bekannte Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) geangelt, nämlich den griechischen Vizepräsidenten der EU-Kommission, Margaritis Schinas. Die höchste Vertreterin der Grünen war Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek, die die Künstler auf dem Ball im Vordergrund sah.
Mehr als Small Talk
Für Van der Bellen ist der Opernball nicht nur Small Talk, wie er im Gespräch mit dem ORF vor der Eröffnung sagte. In den wenigen Minuten, die für die jeweiligen Gespräche bleiben, "ergibt sich schon ein bisschen die Möglichkeit, über die Klimakrise zu reden und über die Maßnahmen", sagte das Staatsoberhaupt. Das Thema bewege "tatsächlich die ganze Welt". Rund neun Monate nach dem Ausbruch der Ibiza-Affäre gehen die Geschäfte wieder "ziemlich normal", sagte Van der Bellen. Aber beim Opernball letztes Jahr "war auch alles normal".
Die Eröffnung stand dann ganz im Zeichen der Königin der Nacht. Nach dem Einzug der 144 Debütanten-Paaren - darunter erstmals ein gleichgeschlechtliches weibliches Paar - verdunkelte sich der Ballsaal während der Eröffnung kurzfristig zum Nachtgarten der dunklen Märchenfigur. Beleuchtet wurde der Garten von sternförmigen Logengestecken im großen Ballsaal, in die insgesamt 15.000 Lämpchen eingearbeitet wurden. Auch die Blumensträuße der Debütanten waren mit kleinen Leuchten ausgestattet. Umrahmt wurde das Schauspiel von zwei ausladenden leuchtenden Mond-Skulpturen der Bühnenbildnerin Agnes Hasun.
Garifullina und Beczala begeisterten
Unter der musikalischen Leitung von James Conlon, der für den verhinderten Daniel Harding einsprang, ging es dann mit der Ouvertüre aus der Mozart-Oper weiter. "Ich freue mich, helfen zu können", sagte Conlon der APA. Viel Zeit hatte Conlon aber nicht, da er am nächsten Tag schon wieder zu einer Aufführung nach Rom eilen musste.
Viel Applaus gab es für die Starsänger Aida Garifullina und Piotr Beczala: Beczala sang am Ball die Arie "E Lucevan Le Stelle" aus der Oper "Tosca", mit der er in der vergangenen Saison in Staatsoper umjubelt debütiert hat. Danach warf er sich mit seiner Frau ins Ballgetümmel. "Der Ball ist in Österreich verglichen an den Zuseherzahlen größer als die Super Bowl", meinte er zur APA. Die Sopranistin Garifullina gab "Sempre libera" aus "La traviata" zum Besten.
Bevor der Ballsaal mit einem gemeinsamen "Alles Walzer"-Ruf freigegeben wurde, zeigten die Debütanten noch ihre fleißig einstudierte Eröffnungschoreografie - samt der textlich machbaren "Lalalala"-Gesangseinlage bei der Bauernpolka von Johann Strauß. Dies absolvierten sie bravourös und bekamen den verdienten Applaus der Ballgäste sowie großes Lob von der Ballorganisatorin Großbauer.
Abschied nehmen hieß es heuer sowohl von Dominique Meyer als auch Maria Großbauer. Meyer wechselt mit Ende der Saison an die Mailänder Scala, womit Großbauer, die sich vor allem dem Direktor verbunden fühlte, ebenfalls die Organisation abgab. Großbauer verabschiedete sich musikalisch: Die studierte Saxofonistin spielte im Duett gemeinsam mit Nils Landgren (Posaune) und der Bernd Fröhlich Bigband im großen Saal in der Wiener Staatsoper einen Abschieds-Song - gekleidet in einen Damen-Frack. "Mit dem berühmten Duke Ellington-Jazzstandard 'In a Sentimental Mood' sage ich musikalisch Danke und Auf Wiedersehen", so die Organisatorin.
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