Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat Betrugsermittlungen gegen einen eierverarbeitenden Betrieb im Bezirk Amstetten aufgenommen. Im Raum stehe, dass Eier minderer Qualität verwendet und nicht richtig deklariert wurden, sagte Behördensprecher Leopold Bien am Donnerstag auf APA-Anfrage. In Medienberichten war außerdem die Rede von "ekelerregenden Zuständen" in der Fabrik.
Die "Oö. Nachrichten" sowie die "Süddeutsche Zeitung" schrieben von Vorwürfen in Richtung Etikettenschwindel. Das Unternehmen verarbeite je nach Kundenwunsch Freilandeier, Bodenhaltungs- oder importiere Eier aus Käfighaltung. Geprüft werde, ob Freilandei-Produkten etwa auch Käfig-Eier untergemischt werden.
Betriebskontrollen gestartet
Im Zusammenhang mit den Betrugsvorwürfen gegen das eierverarbeitende niederösterreichische Unternehmen Pro Ovo hat die Lebensmittelaufsicht NÖ in Abstimmung mit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sofortige Untersuchungen angeordnet und durchgeführt. Die Ergebnisse werden einer Aussendung vom Donnerstag zufolge "in den nächsten Tagen" erwartet.
Danach sollen die entsprechenden Konsequenzen überlegt und auch gezogen werden. Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte, dass es seit Jahren eine hervorragende Kennzeichnung von im Handel zu beziehenden frischen Eiern aus Österreich gebe.
Das Problem sei jedoch die "fehlende Kennzeichnung von verarbeiteten Ei-Produkten". In diesem Bereich sei dringend mehr Transparenz bei der Kennzeichnung und damit mehr Kontrollmöglichkeit durch die Konsumenten erforderlich, wurde Anschober zitiert. Eine solche Kennzeichnung wurde am Donnerstagnachmittag auch seitens der österreichischen Geflügelwirtschaft eingefordert.
Privatdetektiv brachte Fall ins Rollen
Ins Rollen kam der Fall nach der Anzeige eines oberösterreichischen Privatdetektivs. Der Mann stellte auch den "Oö. Nachrichten" sowie der "Süddeutschen Zeitung" Fotos, Unterlagen und E-Mails zur Verfügung. Aus dem Material ergibt sich eine Situation in der entsprechenden Firma, die von den "Oö. Nachrichten" so beschrieben wird: "Rohe Eier, aus denen Maden kriechen und an denen Schimmel haftet. Dotter, die eigelb sein müssten, aus denen aber pechschwarze Flecken hervorstechen, dazu bestialischer Gestank." Eier würden über Monate hinweg gelagert.
Faule Schaleneier sollen aufgeschlagen, pasteurisiert und zu Flüssigware verarbeitet werden. Kunden seien Industrie- und Gewerbebetriebe, die daraus Backwaren oder Nudeln herstellen. Hotelbetriebe bereiten daraus etwa Eierspeis für das Frühstücksbuffet zu. Das niederösterreichische Unternehmen war am Donnerstag für die APA vorerst nicht erreichbar.
Den Medienberichten zufolge hat auch die Staatsanwaltschaft in München nach der Anzeige des Privatdetektivs Voruntersuchungen eingeleitet. Käufer der Eiprodukte befänden sich auch in Deutschland, diese könnten Betrugsopfer geworden sein.
Sebastian Bohrn Mena, Initiator des Tierschutzvolksbegehrens, befand in einer Reaktion, dass der Fall "mit einer verpflichtenden Deklaration nach Herkunft und Tierwohl" wohl "viel früher aufgefallen" wäre. Er richtete eine Forderung an die Politik, "unmittelbar das Thema Kennzeichnung ganz oben auf die Agenda zu setzen".
"Vier Pfoten" für klare Kennzeichnungspflicht
Die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" hat in einer Reaktion auf die Betrugsermittlungen gegen einen Mostviertler Betrieb die klare und flächendeckende Kennzeichnungspflicht für Eier in verarbeiteten Produkten gefordert. Ohne Transparenz hätten die Konsumenten keine Chance zu wissen, "was sie eigentlich zu sich nehmen", befand Vier Pfoten am Donnerstag in einer Aussendung.
Das Unternehmen selbst wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Auf APA-Anfrage hieß es, dass es "speziell gegenüber Medienvertretern keine Stellungnahme" geben werde.