Stellen Sie sich vor, Sie sind krank, haben jedoch keine Krankenversicherung. Eine Vorstellung, die in Österreich völlig absurd klingt, aber für bis zu 50.000 Personen doch bittere Realität ist.
„Rechnerisch besitzen etwa 0,3 Prozent der Wohnbevölkerung in Österreich oder etwa 50.000 Personen keine gesetzliche Krankenversicherung. Die Ergebnisse sind aber aufgrund fehlender Daten mit Vorsicht zu betrachten“, erklärt Michael Fuchs vom Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, der im Auftrag des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger eine Studie zum Thema veröffentlicht hat. Genaue Zahlen seien schwer zu nennen, da in der Statistik nur jene Personen aufscheinen, die versichert sind.
Ambulanzen bieten Hilfe
Ein Ort, wo diese Menschen jedoch aufscheinen, ist in Ambulanzen, wo sie gratis behandelt werden, etwa im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien. Oder auch in der Marienambulanz in Graz. Im Vorjahr fanden im Spital der Barmherzigen Brüder über 15.000 unversicherte Menschen medizinische Hilfe. Die Behandlungen werden auch heuer wieder aus Spenden aus den sogenannten Haussammlungen finanziert, die dieser Tage begonnen haben.
„Dabei ist die Palette der Menschen groß“, erzählt Patrick Schlager von den Barmherzigen Brüdern. Von Studenten, die aus dem Versicherungsschutz der Eltern herausfallen, oder Arbeitnehmern, die nach einer Kündigung Meldefristen versäumen.
„In Österreich hängt die Krankenversicherung mit dem Erwerb zusammen. Generell ist die Anzahl der Nichtversicherten mit der Einführung der Mindestsicherung zurückgegangen, da man bei Inanspruchnahme auch automatisch krankenversichert ist“, erklärt Fuchs. Dennoch würden gerade Menschen in Übergangsphasen aus dem System fallen. Vielen sei das gar nicht bewusst. Ein Warnsystem wäre hier hilfreich, plädiert der Sozialforscher.
Maria Schaunitzer