Zu Fuß gehen, Radfahren und das Benützen von Öffis mit Angeboten der Stadt belohnen. Darum geht es beim Kultur-Token der Stadt Wien, der heute Vormittag offiziell vorgestellt worden ist. “Auf der einen Seite gibt es Menschen, die auf das Auto verzichten und damit zum Wohlbefinden in der Stadt beitragen. Und auf der anderen Seite gibt es das kulturelle Angebot der Stadt. Auf digitalem Weg werden hier beide Bereiche miteinander verschränkt”, erklärt Alfred Strauch, der das Projekt leitet und Wien.memo Einblicke in die Umsetzung gibt.

Die präsentierte App, deren Test-Betrieb am 26. Februar startet, weist in Echtzeit aus, wie viel Kilogramm CO2 man durch das Zurücklegen von Strecken zu Fuß, per Rad oder in Öffis reduziert hat, weil man für diese kein Auto verwendet hat. In Prozent wird zu sehen sein, auf welche dieser drei Arten pro Tag CO2 vermieden worden ist. Ab einer gewissen Menge werden die Kilogramm CO2 mithilfe der Blockchain-Technologie zu Token, also einer virtuellen Währung, die zunächst einmal in vier Kulturhäusern für Gratis-Tickets und Rabatte eingetauscht werden können: Dem Volkstheater, dem Wien Museum (inklusive seiner Dependancen), der Kunsthalle und dem Konzerthaus.

Entwickelt wurde die App federführend von der für digitale Services zuständigen MA01, die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch die WU Wien. Sie wird im Testbetrieb, der bis August dauern soll, auch verschiedene Gruppen definieren, in denen die Kultur-Token unterschiedlich schnell generiert werden. Und überprüfen, wie schnell der erreichte Token eingelöst wird. So soll herausgefunden werden, ob zum Beispiel eine Woche Öffi-Fahren schon belohnt wird, oder es länger dauern soll. Dass in puncto Datenschutz keine Bedenken aufkommen, dafür soll die Blockchain-Technologie sorgen, welche die per GPS gesammelten Daten verschlüsselt und anonymisiert transportiert.

Wer am Projekt interessiert ist, kann sich für die Test-Community, deren Größe allerdings limitiert ist, bewerben. Interessiert am Test seien schon jetzt nicht nur Privatpersonen, wie Projektleiter Alfred Strauch erzählt, sondern auch Institutionen wie die Weltbank, die in Wien hundert Mitarbeiter beschäftigt. Und auch in andere Länder hat sich das Wiener Projekt herumgesprochen. So erkundigten sich bereits Delegationen aus Düsseldorf und Zürich über die Umsetzung des Wiener Kultur-Tokens. “Die Tokenökonomie ist für Städte interessant, weil sie viele Möglichkeiten eröffnet”, sagt Strauch. So könnte in weiterer Folge auch ehrenamtliche Arbeit auf diese oder ähnliche Weise honoriert werden oder das Angebot auf Sport, Bildung und weitere Bereiche ausgedehnt werden. Das ist aber Zukunftsmusik. Der Live-Betrieb des Kultur-Tokens ist frühestens ab Herbst geplant.