Weil Tochter, Vater und Mutter laut Anklage "im großen Stil" mit Drogen gehandelt haben sollen, ist eine Familie am Mittwoch in Steyr vor Gericht gestanden. Federführend wickelte die 23-jährige Hauptangeklagte die Geschäfte ab, die Mutter verpackte offenbar den Stoff und der Vater begleitete wohl die Tochter bei den Lieferungen an eine mitangeklagte Kurierin. Ein Urteil ist für den Abend geplant.
Luxusreisen nach Ibiza, Dubai oder New York hatte sich die Angeklagte geleistet, führte der Staatsanwalt aus. Da "ihre Wünsche größer als ihr Einkommen als Bankangestellte waren", sei die junge Frau in das Drogengeschäft eingestiegen, meinte er. Rund 300.000 Euro sollen auf diverse Konten der Bankangestellten eingegangen sein. Weil die Gelder im Kreis überwiesen wurden, war außer schweren Suchtgifthandels auch Geldwäscherei angeklagt.
Drogenhandel im großen Stil
Mutter und Vater hätten gemeinsam mit ihrer Tochter Geschäfte gemacht, meinte der Staatsanwalt. Mindestens 50, möglicherweise 100 Kilo Marihuana, Ecstasy und Kokain sollen verkauft worden sein. Wie viel genau konnte nicht geklärt werden, der Grenzwert sei jedoch ohnehin weit über des 25-fache überschritten. Das bedeute, dass die Strafhöhe - zwischen ein und 15 Jahren Haft - im mittleren Bereich liegen sollte, erklärte der Staatsanwalt. Im August und September 2019 klickten für alle vier die Handschellen, seitdem sind sie in U-Haft.
Die beiden weiblichen Familienmitglieder legten vor Gericht ein Geständnis ab, der Vater plädierte auf nicht schuldig. Die Botin und Ex-Freundin der Tochter, die schon bei der Polizei ausgepackt hatte, wiederholte ihr umfassendes Geständnis, auch wenn sie die Dauer ihrer Kurierzeit von 2017 auf 2018 änderte. Außer Streit stand jedoch, dass die 25-Jährige "regelmäßig große Mengen an Päckchen auf einem Autobahnparkplatz entgegengenommen" und an Kunden weitergeleitet habe, bestätigte sie ihrem Verteidiger auf Nachfrage. 700 Euro im Monat habe sie für die Botendienste erhalten.
2015/2016 will die Hauptangeklagte laut eigenen Angaben erstmals mit Suchtgift in Kontakt gekommen sein: "Ich war auf rauschenden Drogenpartys in Wien und blieb am Kokain hängen." 2017 habe sie entschieden, aus Österreich wegzugehen. Allerdings seien da 7.000 Euro Schulden gewesen. Daher sei sie auf die "blöde Idee gekommen", Stoff zu verkaufen, um das Konto auszugleichen und ihren Umzug nach Spanien zu finanzieren. Luxuriösen Lifestyle habe sie aber nie gehabt, sondern auf Ibiza hart gearbeitet, meinte sie vor Gericht.
Doch den Absprung vom Suchtgift habe sie nicht geschafft. Nach ihrer Rückkehr nach Wien stieg sie 2018 dann richtig in den Handel ein. Bekannte besorgten ihr den Stoff, sie organisierte den Verkauf u.a. in ihre Heimatstadt Salzburg. Ihre dort lebende Freundin übernahm dann in Enns die Ware von ihr. Der Vater, "mein bester Freund", habe sie manchmal bei den Autofahrten von Wien nach Oberösterreich begleitet, mehr aber nicht, nahm die Tochter den 52-Jährigen in Schutz. Er selber meinte, "niemals für seine Tochter Drogen erworben oder verkauft zu haben".
Auch die Mutter wollte der Tochter nur "unter die Arme greifen", sei niemals aktiv an den Geschäften beteiligt gewesen. "Aus Liebe" habe die 53-Jährige einmal in der Wiener Wohnung der Tochter Marihuana abgepackt und "vier- bis fünfmal" bei der Verteilung von Lieferungen geholfen, stellte sich die 23-Jährige auch vor die Mama. Die Hauptangeklagte nahm den schweren Drogenhandel allein auf ihrer Kappe.
Am Nachmittag waren Bekannte der 23-Jährigen geladen, am Abend sollte es ein Urteil geben.