Wo gefeiert wird, entstehen Konflikte – zwischen Veranstaltern, Anrainern und Zuständigen einer Stadt. Mehr als zwei Jahre wurde in Wien über eine die Einführung einer Servicestelle diskutiert, die Probleme im Nachtleben schnell lösen und vermeiden soll. Nun liegt eine Lösung am Tisch. Am Donnerstag segnet der Wiener Gemeinderat voraussichtlich einstimmig eine Förderung in Höhe von 290.000 Euro ab.
"Vienna Club Commission"
Subventioniert wird mit diesem Geld ein Projekt von Mica, einer Wiener Plattform für Musikschaffende, das den Namen “Vienna Club Commission” trägt. Die Idee dahinter ist, allen vom Nachtleben Betroffenen eine gemeinsame Anlaufstelle zu bieten. “Bisher war es manchmal Praxis, dass eine Veranstaltung angemeldet wurde, am Abend aber die zuständige Magistratsabteilung aufgetaucht ist und Vorschriften anders ausgelegt hat. Dadurch wurde die Durchführung von Veranstaltungen erschwert. Das soll die Club Commission ändern”, sagt Martin Margulies, Kultursprecher der Wiener Grünen. Mica wird durch die Förderung beauftragt, fünf Schwerpunkte zu erarbeiten, am Ende soll ein Pilotprojekt starten – bestenfalls noch vor Ende der auslaufenden Legislaturperiode, also im kommenden halben Jahr.
Berlin als Vorbild
Wiens Vorbild ist Berlin, wo eine Club Commission seit fast 20 Jahren aktiv ist und erfolgreich mit der Stadtverwaltung zusammenarbeitet. So hat man unter anderem gemeinsam Plätze im öffentlichen Raum festgelegt auf denen man ohne bürokratische Hürden veranstalten kann. Auch die Umsetzung sozialer Hilfsprojekte oder die Verbannung von Einwegbechern und Plastikstrohhalmen stehen in vergleichbaren Einrichtungen wie etwa in London, Amsterdam oder Budapest auf der Tagesordnung.
Dort ist keine Kommission, sondern ein Nachtbürgermeister tätig. Das war auch die ursprüngliche Idee der von einigen Clubs unterstützten Initiative “Nachtbürgermeister Wien”, die das Thema durch eine erfolgreiche Petition in den Gemeinderat brachte. Die Stadtregierung einigte sich auf eine Club Commission, weil nicht suggeriert werden soll, dass Hilfestellungen nur nachts, sondern vor allem im Vorfeld angeboten werden sollen. Die Verantwortung soll auch bewusst auf mehrere Schultern gelegt werden, erklärt der grüne Kultursprecher Margulies.
Keinen zweiten Bürgermeister einzuführen, auch wenn es sich dabei nur um die Bezeichnung handelt, war nicht zuletzt auch hilfreich dabei, die regierende SPÖ von der Idee zu überzeugen. Diese stand dem Projekt lange skeptisch gegenüber. Alle Interessen hat man damit aber – noch – nicht unter einem Namen vereint. Die Wiener Wirtschaftskammer kündigte im Juli die Einführung eines sogenannten Eventboards an, das sich besonders an gewerbliche und gewinnorientierte Unternehmen richten dürfte, während sich die Club Commission als Servicestelle für jede Art von Veranstaltung verstehen soll. Mittelfristig sei eine gemeinsame Stelle denkbar, meint Margulies: “Wenn es nicht dazu führt, dass alle gemeinnützigen, nicht gewerblichen Veranstalter keinen Zugang haben.” Der Weg zu einer neu organisierten Wiener Nachtwirtschaft hat also gerade erst begonnen.
Andreas Terler