Nachdem am Mittwoch in Matrei am Brenner (Bezirk Innsbruck-Land) eine entlaufene Kuh von Beamten der Cobra erschossen worden ist, hagelt es Kritik von Tierschützern. Laut der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" hätten Tierärzte oder Mitarbeiter der Jägerschaft herangezogen werden sollen, um das Tier zu betäuben, hieß es in einer Aussendung.
"Seit wann müssen wir in Österreich solche Wildwest-Methoden anwenden?", fragte Martina Pluda von den "Vier Pfoten". Es sei ein Armutszeugnis, dass sich die Beamten nicht anders zu helfen wussten, als ein Tier, "das offensichtlich in Panik, aber weit weg und daher nicht gefährlich war, mit acht Schüssen regelrecht hinzurichten", kritisierten die "Vier Pfoten"-Kampagnenleiterin. In sozialen Medien kursierte ein Video des Vorfalls, das zu heftigen Diskussionen führte. Dabei war zu sehen, wie mehrmals auf das Tier geschossen wurde.
Die Kuh hätte geschlachtet werden sollen, war aber beim Verladen entkommen. Sie überlief einen Mann und verletzte diesen. Weil das Tier daraufhin auf die nahegelegenen Bahngleise gerannt war, wurde die Polizei verständigt. Die Cobra-Beamten waren hinzugestoßen, weil sie zu diesem Zeitpunkt ohnehin gerade mit dem Polizeihubschrauber im Wipptal waren. Der Landwirt hatte noch versucht, die Kuh einzufangen. Sie verhielt sich aber äußerst aggressiv. Als sie dann die Gleise verließ und auf eine Wiese ging, wurde sie von den Cobra-Beamten erschossen.
Cobra rechtfertigt Einsatz
Beamte des Einsatzkommandos Cobra/DSE West wurden am 11. Dezember 2019, gegen 11.15 Uhr, von der Landesleitzentrale der Landespolizeidirektion Tirol zu einem Einsatz wegen eines entlaufenen und aggressiven Rindes nach Statz in Tirol beordert. Sie hielten sich zu Ausbildungszwecken mit einem Hubschrauber in der Nähe des Einsatzortes auf.
Das Rind, das zur Schlachtung vorgesehen war, hatte beim Verladen einen Mitarbeiter der Tiertransportfirma verletzt und war davongelaufen. Beim Versuch, das Tier einzufangen, attackierte es Menschen. Es mussten die Brenner Bahnlinie und die örtliche Straße gesperrt werden. In der unmittelbaren Nähe befinden sich auch die B 182 (Brenner Bundesstraße) und die A 13 (Brenner Autobahn) sowie das Betriebsgelände einer Produktionsfirma.
Beim Eintreffen der Beamten hatte sich eine größere Menschenmenge versammelt. Deren Schutz sowie die Sicherung des Schienen- und Straßenverkehrs hatte für die Beamten oberste Priorität. Aufgrund des Tierverhaltens ging man davon aus, dass das Rind nicht einzufangen war. Deshalb wurde ein Beamter des EKO Cobra im Einvernehmen mit dem Besitzer beauftragt, das Tier zu erschießen. Der Beamte gab fünf Schüsse aus der Ferndistanz auf den hinteren Schädel- bzw. Nackenbereich und zwei Schüsse aus der Nahdistanz auf die Stirn ab, wodurch das Tier verendete.