Hauskatzen sollten künftig nach Ansicht niederländischer Juristen nicht mehr umherstreunen dürfen. Die Tiere gefährdeten die Artenvielfalt insbesondere von Vögeln, begründen Arie Trouwborst und Han Somsen von der Universität Tilburg ihren radikalen Vorstoß. Rechtliche Handhabe für ein solches Verbot bieten demnach Richtlinien der Europäischen Union.

So ein Verbot sei mangels Kontrollressourcen praktisch nicht umsetzbar, heißt es von Seiten der Tierschutzorganisation Pfotenhilfe. Den vielen scheuen, verwilderten Katzen, die meist aus unkastrierten Bauernhofpopulationen stammen und keinem Halter zuzuordnen sind, könne man ohnehin nichts verbieten.

"Es ist zwar Fasching, aber das ist ein wirklich schlechter Scherz", zeigte sich  Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler verärgert. "Gerade Katzen sind extrem neugierige, freiheitsliebende Tiere, denen man ihren ureigensten Jagdtrieb in der Praxis gar nicht verbieten kann, das ist absurd."  Noch dazu würden die Tiere ja oft extra gehalten, um Mäuse- und Rattenpopulationen unter Kontrolle zu halten. Es sei ohnehin schon schrecklich genug, dass in Österreich oft nur 200 Meter vom letzten Haus entfernt Katzen von Jägern grundlos erschossen werden dürfen und auch würden.

Kastrationspflicht

Wirkliche Abhilfe zur Eindämmung verwilderter Katzenpopulationen könne nur eine Kastrationspflicht schaffen, die in Deutschland, den Niederlanden oder anderen europäischen Ländern gar nicht existiert. Und auch dies helfe nur, wenn es ein engmaschiges Kontrollnetz mit abschreckenden Strafdrohungen sowie flächendeckenden, staatlich organisierten Streunerkastrationsprojekten gebe.

Das wirkliche Problem, das von den beiden niederländischen Juristen offenbar nicht erkannt oder bewusst verschwiegen würde, sei laut Pfotenhilfe die intensive Bewirtschaftung der Lebensräume: "Solange Feldhasenbabys mit Gülle zugeschüttet und Monokulturen und Gift - sogar auch in den extrem übergepflegten Hausgärten - die Nahrungsgrundlage und Lebensräume der Vögel und anderen Wildtiere zerstören, braucht man wirklich nicht einen Sündenbock suchen, um von den wahren Problemen für Wildtiere abzulenken", so Stadler. Zudem sei der Autoverkehr einer der Hauptgründe, warum in unserer Wildtierauffangstation jedes Jahr hunderte verletzte Wildtiere gesundgepflegt würden.