Seit Anfang Dezember filmen im australischen New South Wales die Behörden den Fahrerbereich von Autos mit speziellen Kameras mit einer besonders hohen Auflösung, um Fahrer beim Telefonieren zu ertappen. Wir haben bei der Asfinag nachgefragt, ob diese Technik auch in Österreich eingesetzt werden könnte.
Derzeit nicht möglich
Auf Österreichs Straßen wäre der Einsatz derartiger Spezialkameras derzeit nicht möglich, heißt es auf Nachfrage der Kleinen Zeitung bei der Asfinag. Die rechtlichen Rahmenbedingungen würden dies derzeit nicht zulassen. Einerseits gehe es dabei um die Frage des Datenschutzes. Andererseits auch um jene der Beweislast. Die Asfinag habe aber bereits Kontakt zu europäischen Herstellern technisch gleichartiger Systeme aufgenommen, heißt es weiter. Für die strengen europäischen Anforderungen aus Datenschutz und Beweislast seien noch weitere Tests und Abklärungen notwendig. Die Verwendung des australischen Systems sei rechtlich und organisatorisch so nicht 1:1 möglich.
Ablenkung als große Gefahr
Ein Blick auf die Verkehrsunfallstatistik zeigt: 38 Prozent aller Unfälle auf Österreichs Straßen sind auf Ablenkung oder Unachtsamkeit zurückzuführen, wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) immer wieder warnt.
"Das Erkennen und die Reaktion auf Änderungen erfordert vom Fahrer eine ausreichende Aufmerksamkeit", erklärt auch Asfinag-Verkehrssicherheitsexperte Bernhard Lautner. "Durch die Blickzuwendung zum Smartphone und Beschäftigung des Gehirns mit anderen Themen wird die rechtzeitige Erkennung und korrekte Reaktion auf Verkehrsgeschehen bzw. sogar Gefahrensituationen verhindert bzw. verzögert." Aus einer Konfliktsituation würde dann oft eine Unfallsituation. Problematisch sei alles, was ablenkt, also Smartphone, Navi, CD wechseln, Essen, etc.
Schon ein kurzer Blick auf das Smartphone reicht aus, um einen Unfall zu verursachen. Das Verfassen einer Textnachricht dauert in etwa fünf Sekunden, rechnet man beim KfV vor. Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h würden Lenker somit pro Textnachricht 70 Meter im Blindflug zurücklegen. Durch das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung steige das Unfallrisiko für Lenker etwa um das Fünffache, durch das Schreiben von Textnachrichten sogar um das 23-Fache. Dass das Unfallrisiko sowie die Zahl der Ablenkungsunfälle erhöht ist, beschränkt sich dabei nicht nur auf Kfz-Lenker: Auch bei Unfällen, die von Radfahrern verursacht werden, ist Ablenkung die Unfallursache Nummer 1.