Die Luftraumüberwachung durch das österreichische Bundesheer steht durch ein technisches Problem bei der Saab-105-Flotte vor einer großen Herausforderung. Wie das Bundesheer heute mitteilte, fällt die komplette Staffel des Düsentrainers vermutlich für mehrere Monate aus.

Bolzen, die das hintere Leitwerk mit dem Rumpf verbinden, haben Risse, so Bundesheer-Sprecher Oberst Michael Bauer. Das Problem wurde bei gleichen Fliegern der schwedischen Luftwaffe entdeckt, im Zuge einer Nachkontrolle der österreichischen Saab 105 stellte man die selben Risse fest. Alle Jets müssen daher auf dem Boden bleiben, bis die fehlerhaften Bolzen ausgetauscht worden sind. Die aktive Komponente der Luftraumüberwachung wird nun komplett von den 15 im steirischen Zeltweg stationierten Eurofightern abgedeckt.

Zuletzt war die Luftraumüberwachung zu etwa einem Viertel von der in Linz-Hörsching stationierten Saab-Düsenjägerflotte übernommen worden. Die seit 1970 beim Bundesheer im Einsatz stehenden Flugzeuge - etwa ein Dutzend waren zuletzt noch flugfähig - sind jedoch schon fast 50 Jahre alt und sollten eigentlich Ende nächsten Jahres ausrangiert werden. Eine Lösung für die Nachfolge ist noch immer nicht entschieden, sie wurde von den letzten Bundesregierungen stets aufgeschoben.

Durch den nun notwendig gewordenen zusätzlichen Flugbetrieb der Eurofighter rechnet das finanziell bereits angeschlagene Bundesheer mit hohen Mehrkosten. Im Extremfall droht zeitweise sogar ein Totalausfall der aktiven Luftraumüberwachung, heißt es. Das könnte dann der Fall sein, wenn in Zeltweg aufgrund des Wetters keine Starts und Landungen möglich sind. Ein Ausweichen der Eurofighter auf andere Flugplätze wäre nur mit einem hohen technischen Aufwand möglich, da die gesamte Werft-Infrastruktur in Zeltweg vorhanden ist.

Folgen für Ausbildung

Probleme verursacht das Saab-Grounding aber auf unterschiedlichen Ebenen. So kommen die Eurofighter-Piloten nun auf mehr Einsatzzeiten. Auf der anderen Seite müssen für die Saab-Piloten eine andere Möglichkeit des Trainings gefunden werden, etwa auf der Pilatus PC-7 Turboprob-Maschine des Heeres oder in Kooperation mit anderen Staaten. Eine Zusammenarbeit mit der italienischen Luftwaffe existiert hier bereits.

Die Saab müssen am Boden bleiben
Die Saab müssen am Boden bleiben © Bundesheer/Michael Miller

An sich sollen die in den frühen 1970er-Jahren angeschafften Saab 105 OE ohnehin nur mehr bis Ende kommenden Jahres im Einsatz sein. Trotzdem hat man sich bei den Luftstreitkräften für eine Nachproduktion der defekten Bolzen entschieden, da diese deutlich billiger käme, als mit den Eurofightern das ganze Jahr 2020 allein zu überwachen. Zum Vergleich: eine Saab-Stunde kostet nach Angaben des Bundesheeres an die 3000 Euro, eine der Eurofighter mehr als das Zehnfache.

Die Saab 105 ist ein zweistrahliges Düsenflugzeug in Leichtmetallbauweise, das als Schul- und Identifizierungsflugzeug eingesetzt wird. Weitere Einsatzmöglichkeiten sind Übungsflüge für die Piloten des Überwachungsgeschwaders oder Flüge für Luftprobenahmen.