Die Bürgermeister des Pitztales und der Obmann des Tourismusverbandes Pitztal, Rainer Schultes, haben am Dienstag die Solidarität der Politik mit der Pitztaler Bevölkerung in Sachen Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Pitztal und Ötztal gefordert. Außerdem wehrten sie sich gegen die "Informationspolitik" der Projektgegner.
"Populistisch gegen die Bevölkerung"
Diese würde sich "populistisch und mit Fehlinformation gegen die Bevölkerung unseres Tals" richten, hieß es in einer Aussendung. Der Bürgermeister von St. Leonhard im Pitztal, Elmar Haid, betonte die Notwendigkeit des Projekts mit der Strukturschwäche des Tals: "Wir fahren aus dem hinteren Pitztal rund 33 Kilometer bis zur nächsten Tankstelle, bis zum nächsten Mpreis-Supermarkt und bis zur nächsten Apotheke", sagte er. Es sei "blanker Zynismus", wenn Gegner meinen, "dass wir uns damit zufriedengeben sollten".
Außerdem achte man im Pitztal sehr wohl auf den Naturschutz, denn St. Leonhard werde unabhängig vom Zusammenschluss "weitere 8.000 Hektar Gemeindegebiet unter Schutz stellen". Darüber hinaus erhoffe man sich, dass die "Gletscher-Ehe" einen Impuls zum Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs auslöse. "Der Anteil der Gäste, die derzeit von der Unterkunft mittels öffentlichen Verkehr nach Mittelberg anreisen, liegt bei 29 Prozent. Nach dem Zusammenschluss soll dieser Anteil auf 47 Prozent gesteigert werden", meinte Josef Knabl, Bürgermeister von Arzl im Pitztal.
Für TVB-Obmann Schultes stelle das Projekt eine "Chance" dar, "eigenständig Geld zu verdienen und nicht nur von öffentlichen Fördermitteln abhängig zu sein". "Wir können nicht allein vom sanften Tourismus leben", sagte Schultes.
Walter Schöpf, Bürgermeister von Wenns, appellierte an die Landesregierung: "Was wir uns von der Politik jetzt erwarten, ist vor allem Solidarität mit den Menschen im Pitztal", zumal das Projekt von schwarz-grün im Regierungsprogramm 2018 außer Streit gestellt wurde. Ihn störe, dass die Pitztaler "als Naturzerstörer im großen Stil gebrandmarkt" werden, obwohl man "eine der Regionen mit den größten Schutzgebietsräumen Tirols" sei, sagte Schöpf.
Umweltverträglichkeitsprüfung läuft
Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hatte am Dienstag nach der Regierungssitzung auf das laufende Verfahren der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) verwiesen. Er hielt dabei fest, dass sich die Politik nicht in den Prozess einmischen werde. Auch LHStv. Ingrid Felipe (Grüne) mahnte die Einhaltung der "juristischen Spielregeln" ein.
Der Zusammenschluss der beiden Gletscherskigebiete hatte in den vergangenen Wochen für Aufregung gesorgt. Eine Online-Petition, die sich gegen das Projekt ausspricht, zählt inzwischen fast 146.000 Unterschriften (Stand Dienstag). Eine Allianz bestehend aus WWF, Alpenverein und Naturfreunde wehrt sich ebenfalls gegen die Fusion.
Die Projektbewerber dagegen sahen eine gezielte Verbreitung von Falschinformationen über das Projekt seitens der Gegner. Eine Plattform, bestehend aus Pitztaler Jungunternehmern, spricht sich ebenso für die "Gletscherehe" aus. Die mündliche UVP-Verhandlung soll Anfang kommenden Jahres stattfinden.