"Aggressivität ist kein Merkmal, auf das gezüchtet wird“, betont Gerald Pötz vom Österreichischen Hundehalterverband. Die Hundeführer des Bundesheeres wüssten außerdem genau, „wie man mit den speziell ausgebildeten Tieren umgeht“. Umso unerklärlicher ist die Tragödie, die sich in der Nacht auf gestern auf dem Gelände der Flugfeldkaserne in Wiener Neustadt ereignete und bei der ein erfahrener Hundeführer starb.
Untersuchungskommission
„Eine Untersuchungskommission muss jetzt klären, was genau geschehen ist, ob die Hunde schon früher auffällig waren - und auch, was mit den Tieren jetzt passiert“, so Oberst Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums, zur Kleinen Zeitung. Fünf Diensthunde hatten sich seinen Angaben nach im Zwinger befunden. Doch zwei Belgische Malinois-Schäferhunde, einer erst sechs Monate alt, liefen frei vor dem Zwinger herum, als ein Bundesheerangehöriger sie gestern gegen zwei Uhr früh bemerkte. Er schickte sofort einen Hundeführer hin, um die Tiere wieder einzufangen. Dieser machte dabei die furchtbare Entdeckung: Jener Hundeführer, der die Tiere am Nachmittag gefüttert und versorgt hatte, lag blutüberströmt vor dem Zwinger. Jede Hilfe kam zu spät, der 31-jährige Niederösterreicher war totgebissen worden. „Vermutlich von den beiden Tieren, die frei herumgelaufen sind“, mutmaßt Oberst Bauer.
Klassische Zugriffshunde
Die Belgischen Schäferhunde sind als klassische Zugriffshunde ausgebildet. „Ihre Aufgabe ist es, den Angreifer unschädlich zu machen.“ Läuft der Angreifer davon, stellt ihn der Hund. „Wenn sich der Angreifer nicht mehr wehrt, hört der Hund auf“, betont Bauer. Attacken auf Soldaten kamen vorher noch nicht vor.
„Diese Tiere trifft man nicht auf der Straße“, erklärt Hundeexperte Pötz. Der Besitz derart trainierter Tiere ist Privatpersonen laut Hundehalterverband verboten. Für Pötz ist nicht auszuschließen, dass der Hundeführer vielleicht gestolpert und liegen geblieben ist, was die Attacke ausgelöst haben könnte. Oder dass ein Hund wegen eines Gesundheitsproblems wie eines unentdeckten Tumors grundlos angegriffen hat. „Aber das ist reine Spekulation.“ Der Untersuchungskommission gehört deshalb auch ein Veterinärmediziner an.
Daniele Marcher