Menschen in der Mindestsicherung sind von ihren Wohnkosten deutlich stärker belastet als der Rest der Bevölkerung. Der Wohnkostenanteil ist bei Mindestsicherungsbeziehern mit 24 Prozent fast doppelt so hoch wie in anderen Haushalten (13 Prozent). Gleichzeitig können 15 Prozent der Mindestsicherungsbezieher ihre Wohnung nicht warm halten.
Das geht aus einer aktuellen Sonderauswertung der Lebensbedingungen von Mindestsicherungsbeziehenden und ihren Haushalten durch die Statistik Austriafür das Sozialministerium hervor.
Kleinere und schlechtere Wohnungen
Wenig überraschend wohnen Mindestsicherungsbezieher auch in viel kleineren und schlechteren Wohnungen. Während die durchschnittliche Wohngröße in Österreich bei 90 Quadratmetern liegt, ist sie bei Mindestsicherungsbeziehern mit 58 Quadratmetern deutlich kleiner. Haushalte mit Kindern ohne Mindestsicherungsbezug leben durchschnittlich auf 108 Quadratmetern, jene mit Mindestsicherungsbezug dagegen auf 68 Quadratmetern. Der durchschnittliche Wohnkostenanteil für letztere liegt bei 26 Prozent, während er für Haushalte mit Kindern ohne Mindestsicherungsbezug nur 13 Prozent beträgt.
Die Wohnungen der Menschen, die auf die Mindestsicherung angewiesen sind, sind nicht nur kleiner, sondern auch von schlechterer Qualität, wie die Erhebung zeigt. 25 Prozent geben an, dass in ihren Wohnungen Feuchtigkeit, Fäulnis oder Undichtheit vorhanden ist. In Haushalten ohne Mindestsicherung besteht dieses Problem nur bei elf Prozent. 15 Prozent der Haushalte mit Mindestsicherung geben an, die Wohnung nicht warm halten zu können, bei Haushalten ohne Mindestsicherung sind das nur zwei Prozent.
Die Armutskonferenz macht gegenüber der APA darauf aufmerksam, dass diese Zahlen vor den geplanten Kürzungen der Sozialhilfe erhoben wurden und sich damit die Situation der Betroffenen noch weiter verschärfen könnte.
Gefahr des sozialen Ausschlusses
"Kinder und Jugendliche, die in Haushalten mit niedrigem Einkommen aufwachsen, haben Nachteile, die in mehreren Bereichen sichtbar werden. Die Gefahr des sozialen Ausschlusses zeigt sich in den geringeren Möglichkeiten, Freunde einzuladen, Feste zu feiern und an kostenpflichtigen Schulaktivitäten teilzunehmen", warnt Martin Schenk von der Armutskonferenz vor den unter Türkis-Blau geplanten Einschnitten bei Kindern.
Dabei haben mehr als die Hälfte der Familien mit Kindern (57 Prozent) Einkommen aus Erwerbstätigkeit. Für Schenk weist das auf "working poor und prekäre Arbeit" hin. Working Poor sei das große verschwiegene Thema hinter der Debatte um die Mindestsicherung.
Insgesamt beziehen 313.000 Haushalte in Österreich Mindestsicherung, 147.000 davon sind Haushalte mit Kindern, 54.000 mit drei und mehr als drei Kindern. 60 Prozent der Mindestsicherungsbezieher sind österreichische Staatsbürger, 40 Prozent Ausländer. Gleichzeitig sind überproportional viele ältere Menschen mit Pflegebedarf (zehn Prozent) und Menschen mit Behinderungen (elf Prozent) in der Mindestsicherung.