Seit einigen Tagen können Vogelfreunde im Botanischen Garten in Wien eine seltene Vogelart bestaunen. Der Waldammer wurde zum ersten Mal überhaupt in Wien gesichtet, wie die Universität Wien in einer Aussendung mitteilte.
Die Waldammer ist ein Brutvogel der borealen Nadelwaldzone mit einem Verbreitungsgebiet, das sich von Skandinavien über das nördliche Russland bis hin zur Beringstraße erstreckt. Ihre Überwinterungsgebiete liegen im südlichen Teil Ostasiens.
In Österreich konnte die Art bisher nur sechs Mal nachgewiesen werden. Der siebente Nachweis ist am 2. November 2019 im Zuge des "Integrierten Wintervogelmonitorings" gelungen. Koordiniert wird das Monitoring von der österreichischen Vogelschutzwarte, die Beringung im Botanischen Garten führen Christian Schulze und seine Arbeitsgruppe von der Abteilung für Tropenökologie und Biodiversität der Tiere der Universität Wien durch. Sie haben auch die Waldammer gefangen, beringt und anschließend sofort wieder freigelassen.
Grüne Insel in der Stadt
"Die Beobachtung ist nicht nur faunistisch spannend", erklärt Christian Schulze, "Sie zeigt auch die enorme Bedeutung von Grünflächen mit vielfältigen Gehölzstrukturen für Vogelarten im städtischen Bereich. Für viele Vogelarten sind Flächen wie der Botanische Garten gerade im Winter besonders attraktiv.“ Verantwortlich für Bedeutung naturbelassener Grünflächen sind – neben Vogelfutterstellen – die große Zahl von angepflanzten Bäumen und Sträuchern, die im Winterhalbjahr Früchte und Samen liefern.
Der Botanische Garten ist eine "grüne Insel" in der Stadt. Auf seinen acht Hektar Fläche beherbergt er eine Sammlung von 12.000 Pflanzenarten. Mit seiner naturnahen Bewirtschaftung leistet er einen wichtigen Beitrag zum Erhalt einer vielfältigen Tierwelt in Wien. Unter anderem wurden hier bisher 67 verschiedene Vogelarten nachgewiesen. Mit der Waldammer ist nun eine weitere – äußerst überraschende – Art dazugekommen.