Die Umweltorganisation Greenpeace, die vom Öl- und Gaskonzern OMV den Rückzug aus der Öl- und Gasförderung verlangt, hat die Vorlage der OMV-Quartalszahlen heute (Mittwoch) zum Anlass genommen, neuerlich gegen die OMV-Präsent in Neuseeland zu protestieren. Greenpeace unterstützt einen neuseeländischen Klimaaktivisten, der OMV-Chef Rainer Seele unter anderem wegen "Völkermordes" anzeigen will.
"Bin ein bisschen überrascht"
"Ich bin ein bisschen überrascht, dass Greenpeace einzelnen Privatmeinungen eine Plattform gibt, um hier eine solche Initiative zu starten", sagte Seele am Mittwoch zur APA. Die OMV pflege normalerweise mit Greenpeace einen "sehr intensiven und konstruktiven Dialog" und werde das auch weiterhin tun. Die Vorwürfe des Aktivisten Mike Smith weise er entschieden zurück, denn die OMV agiere in Neuseeland im Rahmen der Gesetze und habe sich nichts vorzuwerfen. "Bislang ist das nichts anderes als eine öffentliche Ankündigung mit dem Ziel, der Reputation der OMV zu schaden."
Greenpeace-Meeresexperte Lukas Meus wollte sich heute auf Anfrage der APA nicht vom Vorwurf des Völkermordes gegen OMV-Chef Seele distanzieren. "Wir stehen zu dem Vorwurf, dass die OMV die Menschen in der Region gefährdet", sagte Meus und bekräftigte die Forderung von Greenpeace, dass sich die OMV nicht nur aus Neuseeland, sondern ganz aus der Öl- und Gasförderung zurückziehen müsse, da sie zur Klimaerwärmung beitragen würden.
Den Rückzug der teilstaatlichen OMV aus ihrem Geschäft fordern auch die österreichischen Grünen. Im Hinblick auf eine mögliche Regierungsbeteiligung der Grünen sagte Seele, man müsse "jetzt abwarten, welche Koalition rauskommt und was das Koalitionsprogramm ist. Für mich ist nicht entscheidend, was eine einzelne Partei will, die möglicherweise Koalitionspartner ist, sondern was ist denn wirklich das Regierungsprogramm der neuen Koalition?" Wenn das vorliege, werde er sich eine Meinung dazu bilden und die OMV werde sich auf dieses Programm einstellen. "Ich bedaure sehr, dass auch die Grünen in unserem wunderschönen Ländle nicht erkannt haben, welchen hohen Beitrag die OMV eigentlich schon zum Umweltschutz leistet", sagte Seele und verwies auf laufende Projekte, wie etwa die gemeinsam mit dem geplante Photovoltaik-Anlage in Niederösterreich.
Vorgesehen ist, mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen Wasser elektrolytisch zu spalten, um "grünen" Wasserstoff zu erzeugen und diesen für chemische Produktionsverfahren zu nutzen. Primär untersucht die OMV die Verwendung des Wasserstoffs zur Hydrierung von CO2, um so den CO2-Ausstoß aus den Industrieanlagen zu senken. Bis Ende des Jahres werde man die Investitionsentscheidung über das Projekt treffen und könnte dann im nächsten Jahr bauen, "ich sehe das sehr optimistisch positiv". Das Investitionsvolumen bezifferte Seele mit 15 bis 20 Mio. Euro.
Bei weitem noch nicht so weit gediehen ist das Vorhaben, gemeinsam mit dem italienischen Gasnetzbetreiber SNAM und dem Gas-Fernleitungsnetzbetreiber Trans Austria Gasleitung (TAG), der zu 84,47 Prozent SNAM gehört, eine LNG-Verflüssigungsanlage zu bauen, um Flüssiggas als Treibstoff für Lkw zu erzeugen. Es würden jetzt verschiedene Standorte diskutiert, aber heuer werde es noch keine Investitionsentscheidung geben. Man brauche dafür ein größere Marktvolumen, "da sind wir natürlich auch im Gespräch mit den Lkw-Herstellern und müssen sehen, dass auch eine größere Flotte bereitgestellt wird".
"87 Prozent der Pipeline verlegt"
Für das Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 wird die Zeit bereits knapp, dass es sich wie geplant ausgeht. Ausständig ist hier noch die Genehmigung der dänischen Behörden. "Wir haben jetzt 87 Prozent der Pipeline verlegt. Es müsste in den nächsten Wochen die Entscheidung kommen, damit die Leitung noch bis Ende des Jahres verlegt werden kann." Die dänischen Behörden müssten sich darüber im Klaren sein, dass jede Verzögerung ein Risiko für den Erdgasmarkt bedeute, denn insbesondere an kalten Tagen bestehe dann eine stärkere Notwendigkeit, die Kapazitäten auf den bestehenden Routen zu nutzen. "Wir haben immer noch keine klare Lösung, welche Kapazitäten denn ab 1. Jänner nächsten Jahres in der Ukraine gebucht werden. Um große Preisausschläge zu vermeiden, sind wir natürlich sehr daran interessiert, dass die Entscheidung der dänischen Behörden möglichst schnell kommt."
Auf eine politische Entscheidung wartet die OMV auch beim "Neptun"-Gasprojekt in Rumänien. Dort gebe es zwar den Entwurf der alten Regierung für ein "Offshore-Law", aber derzeit gebe es keine Regierung und keinen Energieminister. "Da warten wir jetzt, dass der Rechtsrahmen von der Regierung sauber parlamentarisch verabschiedet wird, dann haben wir die Grundlage, um unsere Investitionsentscheidung vorzubereiten." Wichtig sei der OMV "ein klares Commitment zum freien Energiemarkt ohne Preisregulierung und eine möglichst geringe Exportbeschränkung für diese Produktion und keine weiteren steuerlichen Belastungen".