Nach dem Überfall auf einen Juwelier in Wien-Floridsdorf am Montagvormittag haben die Täter offenbar auf der Flucht einen kapitalen Unfall gebaut. Bei einem bei einer Abfahrt von der A5 (Nord-/Weinviertelautobahn) gefundenen, stark beschädigten Pkw handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das Fluchtauto, sagte Polizeisprecher Markus Dittrich zur APA. Vermutlich überschlugen sich die Räuber.
Dittrich zufolge wurden in dem dunklen Wagen Schmuckschatullen gefunden. Ob sich darin noch etwas befand, war zunächst unklar. Tatortermittler arbeiteten an dem Wagen, um allfällige Spuren der Täter zu finden und sicherzustellen, dass es sich um das Fluchtauto handelte. Die Zeugenbeschreibung war jedenfalls zutreffend, ein Unsicherheitsfaktor war das Kennzeichen - dabei handelte es sich nämlich nicht um das beschriebene.
Von Räubern fehlt jede Spur
Von den beiden Räubern fehlte unterdessen jede Spur. Sie waren gegen 9.30 Uhr mit einer Schreckschusspistole in das Geschäft im Amtsgebäude Am Spitz gekommen und hatten mehrere Schüsse abgegeben. Sie schlugen zumindest eine Vitrine ein. Zwei Angestellte - eine Frau und ein Mann - wurden verletzt.
Mit einer Beute in bisher unbekannter Höhe flüchteten die beiden Männer zunächst zu Fuß in Richtung Schwaigergasse, wo sie offenbar das Auto geparkt hatten. Dabei wurden sie vom Juwelier verfolgt, der ebenfalls verletzt wurde. Auf der Kreuzung Am Spitz/Prager Straße ließen sie eine Schachtel fallen und rannten weiter. Am Eck Am Spitz/Schwaigergasse stießen sie vor einer Bankfiliale eine Passantin um, sprinteten weiter in die Schwaigergasse, sprangen in den Wagen und brausten davon.
Bei den Tätern handelte es sich um zwei junge und durchschnittlich große Männer, von denen zumindest einer einen Bart hatte. Andere Zeugen berichteten darüber hinaus, dass einer eine rote Jacke trug.
Die Polizei, die laut Dittrich um 9.37 Uhr alarmiert wurde, löste einen Großeinsatz aus. An der Fahndung waren unter anderem Polizeihubschrauber und die Wega beteiligt. Die Suche wurde schnell auf Niederösterreich ausgedehnt. Auch das Eko Cobra war eingesetzt. Laut Berufsrettung waren die Verletzungen der drei Opfer als leicht einzustufen.
Zahl der Juwelier-Überfälle zuletzt stark zurückgegangen
Die Zahl der Juwelier-Überfälle in Österreich ist zuletzt stark zurückgegangen. Mit 30 registrierte das Bundeskriminalamt (BK) im Jahr 2012 ein absolutes Hoch, auch 2013, 2014 und 2015 wurden mit 24, 27 und 21 jeweils mehr als 20 Fälle gezählt. 2016 waren es nur mehr acht, 2017 gar nur mehr sechs und auch 2018 mit 13 noch immer deutlich weniger.
Laut BK-Sprecher Vincenz Kriegs-Au hängt der Rückgang vor allem damit zusammen, dass die "Pink Panther"-Bande ihre Aktivitäten in Österreich so gut wie eingestellt hat. Das aus Nachfolgestaaten Jugoslawiens stammende und weltweit agierende Juwelenräuber-Franchise hatte vor fünf, sechs Jahren einige Luxus-Juweliere in Österreich ausgeraubt und auch zahlreiche Nachahmungstäter angelockt. "Die Juweliere haben aber viel Geld in die Sicherheit investiert", konstatierte Kriegs-Au. Vor allem bei Alarmanlagen und Sicherheitspersonal wurde aufgerüstet.
Erhöhung der Sicherheitsstandards ist auch genau das Stichwort zur Abschreckung von Räubern. Wenn diese trotzdem kommen, ist Kriegs-Au zufolge die Schulung der Mitarbeiter wichtig. "Damit sie wissen, wie sie sich verhalten sollen. Damit sie einen kühlen Kopf bewahren, wissen, wo der Alarmknopf ist, und die Täter nicht konfrontieren. Denn die sind genauso nervös und haben meist eine Waffe", erläuterte der BK-Sprecher. "Kooperieren und schauen, dass man die Räuber so schnell wie möglich herausbekommt. Und sich so viele Details wie möglich merken", empfahl Kriegs-Au.