70 Prozent der tierischen Lebensmittel werden in Österreich außer Haus konsumiert. Vieles davon wird von der öffentlichen Hand in Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Altersheimen oder beim Heer zur Verfügung gestellt. Hier würden Millionen Steuergelder eingesetzt, ohne Verbraucher über Herkunft und Tierwohl zu informieren, hieß es bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien.
"Einige hundert Millionen Euro" gebe der Staat für Mahlzeiten aus, in überwiegenden Fällen jedoch nicht für regionale, biologische bzw. klimaschonende Produkte. Damit nicht "ausländische Tierqual aus dem Steuertopf finanziert" werde, hatte Tierschutzvolksbegehren-Initiator Sebastian Bohrn Mena unter dem Motto "Große Töpfe, großes Unrecht?Was für unser Steuergeld aufgetischt wird" gemeinsam mit ÖH (Österreichische Hochschülerschaft) und der Umweltschutzorganisation Greenpeace geladen, um seine Kampagne "Wissen, was wir essen" für eine verpflichtende und kontrollierte Kennzeichnung von Lebensmitteln nach Herkunft und Tierwohl auch in öffentlichen Küchen vorzustellen.
Intransparenz in Großküchen
Als Beispiel für die bestehende Intransparenz in Großküchen wurden Eier aus ausländischer Käfighaltung genannt, die durchaus auf dem Speiseplan landen können, ohne dass sich der Kunde dessen bewusst ist. Nur 38 Prozent stammen aus Österreich, davon 34 aus Bio-Produktion. Gerade bei verarbeiteter bzw. zubereiteter Nahrung brauche es eine klare Kennzeichnung und eine Förderung heimischer, biologischer Waren.
In heimischen Mensen, die für rund 375.000 Studierenden und mehrere tausend Mitarbeiter ein kulinarisches Angebot darstellen, müsse man darüber hinaus "klimaschädliche Baustellen beseitigen", so ÖH-Vorsitzende Adrijana Novakovic. Sie sprach sich dafür aus, dass mindestens ein veganes Gericht täglich angeboten wird. Sebastian Theissing-Matei von Greenpeace forderte mehr biologische und regionale Produkte plus weniger fleischlastige Mahlzeiten.
Bundesweit liegt Wien mit einer mit 30 Prozent Bio-Quote bei tierischen Lebensmitteln in öffentlichen Kantinen vorne. Zum Vergleich: In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen erreicht man fast 100 Prozent. In einer Aussendung der Wiener Umweltschutzabteilung hieß es am Mittwoch, das Beratungs- und Zertifizierungsprogramm "natürlich gut essen" werde weiter vergrößert und künftig auf Großküchen und Kantinen erweitert. Nachhaltigere und tierfreundlichere Verpflegung könne nun auch hier mit dem Gütesiegel in Gold, Silber und Bronze ausgezeichnet werden.
"Die Aktivitäten der Stadt Wien sind natürlich vorbildlich und ich freue mich sehr, dass hier so ambitioniert vorgegangen wird. Sehr bedauerlich ist allerdings, dass das Tierschutzvolksbegehren als überparteiliche und direktdemokratische Initiative nicht beim "Runden Tisch Tierwohl" eingebunden wird", meinte Sebastian Bohrn Mena. Anliegen der Landwirtschaft und des Handels wären "sicherlich wichtig, die der Menschen aber wohl hoffentlich auch. Gerade wenn es darum gehen soll, das Tierwohl zu verbessern und die unverfälschte Meinung der Bevölkerung abzubilden, würde es vielleicht Sinn machen, diese Gelegenheit auch zu nutzen, dass es jetzt ein Volksbegehren dazu gibt. Schließlich werden hier die gleichen Ziele verfolgt. In diesem Sinne appellieren wir an die Stadt Wien, den Dialog mit uns jetzt aufzunehmen, wie das in vielen Bundesländern bereits der Fall ist. Gemeinsam kann man sicherlich noch viel mehr erreichen, auch wenn Wien bereits eindeutig eine Vorreiter-Stadt ist."