Mit dem Justizministerium ist man schon lange in Kontakt, seit Monaten werden Gespräche geführt – und Andrea Bernardini, Präsidentin des Verbandes der Gerichtsdolmetscher, warnte schon den damaligen Justizminister Josef Moser vor einer drohenden „prekären Situation“. Denn den Gerichten gehen aufgrund von immer größerem Bedarf, immer schlechterer Bezahlung und einer Überalterung die Dolmetscher aus.
Jetzt wollen sich die Vertreter der Berufsgruppe nicht länger vertrösten lassen: Der Dienstag wurde zum Aktionstag ausgerufen, an dem nicht nur informiert, sondern vor allem protestiert werden soll.
„In den Landeshauptstädten können wir massiv auftreten, da werden Dolmetscher vor den Gerichten demonstrieren“, betont die Grazerin Elisabeth Meßner, Vizepräsidentin des Österreichischen Verbands der allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Dolmetscher (ÖVGD). „An den Bezirksgerichten liegen Informationsblätter auf.“ Der Grund für den Unterschied liegt auch schon hier beim herrschenden Personalmangel – die Zahl der Dolmetscher hat sich in den letzten zehn Jahren auf österreichweit 700 halbiert.
Im Wiener Straflandesgericht wird hingegen eine Protestveranstaltung stattfinden.
Aktionstag formell angekündigt
Schon im August wurde mittels Aushängen an den Gerichten darüber informiert, dass am 17. September besser keine Verhandlungen angesetzt werden, bei denen Gerichtsdolmetscher gebraucht werden. Denn diese werden an diesem Tag ihre Arbeit völlig niederlegen.
Die Forderung nach einer besseren und vor allem einheitlichen Bezahlung soll so durchgesetzt werden. „Seit 2007 wurden die Gebühren nicht erhöht, ja vielmehr gekürzt, da es nicht einmal eine Inflationsanpassung gab“, kritisiert Meßner. Dolmetscher erhalten rund 25 Euro für die erste halbe Stunde, danach nur noch 12 – und das brutto.
Ein weiteres Problem: Dolmetscher müssen sich alle fünf Jahre zertifizieren lassen, was sie, da meist freiberuflich tätig, noch Geld kostet. „Und dann gibt’s bei Gericht die Ad-hoc-Vereidigung – und man nimmt den ,Dolmetsch‘ aus der nächsten Pizzeria“, ärgert sich die Grazerin. Der derzeitige Zustand ist ihrer Ansicht nach „eine Farce“: „Das Recht auf einen ordentlichen Dolmetscher wird nicht gewahrt.“
Dass der Aktionstag still und leise im Sand verlaufen wird, daran glauben die Dolmetscher des ÖVGD übrigens nicht. „Es wird eine Reaktion auf den Aktionstag geben.“ Denn viele Richter würden ihre Forderungen unterstützen. „Und wenn nicht, geht es eben weiter“, geben sie sich kämpferisch.
Daniele Marcher