Die Initiative Tierschutzvolksbegehren hat seine Forderung nach einer Kennzeichnung von Lebensmitteln nach Herkunft sowie Tierwohl in Gastronomie und öffentlichen Küchen bekräftigt. Derzeit würden viel zu oft unerkannte Tierqual, aber auch der brandgerodete Regenwald in Form von Soja auf den Tellern landen, meinte Sebastian Bohrn Mena, Initiator der Initiative bei einer Pressekonferenz am Freitag.
"Ein System des Betrugs"
"Es ist ein System des Betrugs, in dem wir leben. Wir wissen nicht, was auf unseren Tellern landet", sagte Bohrn Mena. Dabei hätten Konsumenten ein Recht darauf zu wissen, was sie essen. Alleine der Umstand, dass darüber diskutiert werden müsse, sei absurd, zeigte sich der Initiator des Volksbegehrens überzeugt.
So käme beispielsweise niemand auf die Idee, dass das AMA-Gütesiegel auch für Produkte verliehen wird, die mit genmanipuliertem Soja aus dem Regenwald erzeugt wurden. Dennoch ist es Praxis, und das, obwohl 96 Prozent der Bevölkerung laut einer im Juni durchgeführten Umfrage von Greenpeace nicht damit einverstanden sind. Sie stimmen der Forderung zu, dass für tierische Produkte mit AMA-Gütesiegel keine Gentechnik-Futtermittel mehr verwendet werden dürfen. 64 Prozent der Befragten hielten das fälschlicherweise schon für verwirklicht.
Irmi Salzer, burgenländische Spitzenkandidatin der Grünen für die kommende Nationalratswahl, kündigte an, dass im Falle eines Wiedereinzugs der Grünen in den Nationalrat, eine der ersten Bemühungen wäre, dass das AMA-Gütesiegel nur noch für Produkte mit Soja aus europäischem Anbau verliehen werde. "Wir müssen nicht genmanipuliertes Soja aus Übersee importieren", sagte Salzer. Die Umstellung auf Futtermittel aus Europa wäre schon jetzt möglich. Das würde zudem den Sojaanbau in der EU fördern und damit die Abhängigkeit der Landwirtschaft von Importen reduzieren, erklärte die Grünen-Politikerin.
Auch sie trat für mehr Transparenz bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln ein. "Viele Konsumenten in Österreich sind Konsumpatrioten", meinte Salzer. Damit sie ihren Patriotismus aber auch ausleben könnten, müssten Produkte klar gekennzeichnet sein - auch in der Gastronomie und in Kantinen von öffentlichen Einrichtungen.
"Das Tierschutzvolksbegehren ist der erste Schritt, um den Willen der Bevölkerung umzusetzen", sagte Sarah Wiener, Abgeordnete der Grünen im EU-Parlament. Die Forderung nach einer Produktkennzeichnung nach Tierwohl sei ein Gebot der Vernunft. Schließlich leuchte es jedem Menschen ein, dass grausame Bedingungen in der Tierhaltung einzig zum Zwecke der Gewinnmaximierung niemand haben wolle, meinte die EU-Abgeordnete. Förderungen müssten umgeschichtet werden, damit eine Landwirtschaft gestärkt werde, die Biodiversität und Tierwohl stärkt.
"Müssen System ändern"
"Wenn man den Kampf gegen die Klimakrise ernst meint, dann muss man das System ändern und nicht nur kosmetische Änderungen daran durchführen", sagte Bohrn Mena. Es wäre Missbrauch an den Landwirten zu sagen, dass es so wie bisher weitergehen könne. "Das System funktioniert nicht mehr. Intuitiv spüren das viele Landwirte eh schon", so der Initiator.
Das Tierschutzvolksbegehren kann seit 7. Mai unterstützt werden. Bis Ende 2020 werden Unterschriften gesammelt. Bisher haben laut Bohrn Mena rund 40.000 Personen das Begehren unterzeichnet.