Zwei 14 und zwei 15 Jahre alte, bisher unbescholtene Wiener Schüler haben die Sommerferien statt im Bad oder auf der Donauinsel in der Justizanstalt Josefstadt verbracht. Sie wurden Anfang Juli in U-Haft genommen, nachdem sie am 20. Juni binnen weniger Stunden drei bewaffnete Raubüberfälle verübt hatten. Am Montag wurden sie am Wiener Landesgericht dafür verurteilt.
Ein Schöffensenat verhängte über die geständigen, teilweise knapp über der Strafmündigkeitsgrenze liegenden Jugendlichen Haftstrafen zwischen 14 und 18 Monaten, die jeweils zur Gänze bedingt nachgesehen wurden. Allen vier wurde die Weisung erteilt, weiter die Schule zu besuchen, "weil wir der Meinung sind, dass Sie in die Schule gehören und nicht ins Gefängnis", wie die vorsitzende Richterin Alexandra Skrdla darlegte. Zudem wurde Bewährungshilfe angeordnet. Die Urteile sind bereits rechtskräftig, die Burschen wurden unmittelbar nach der Verhandlung enthaftet.
Wollten "cool" sein
"Wir wollten einfach cool sein in unserem Bezirk", hatte einer der 14-Jährigen in seiner Einvernahme auf die Frage erklärt, wie man auf die Idee komme, einen Raub zu begehen. Einer seiner Freunde hätte ein Handy benötigt, da habe man beschlossen, dass man ihm ein solches beschaffe, "indem man es jemandem wegnimmt." Einer der vier Angeklagten verfügte über eine Soft Air-Pistole. Mit dieser wurde ein anderer 14-Jähriger, den das Quartett gezielt verfolgt hatte, bedroht ("Jetzt gibst du alles her, sonst kriegst du eine Kugel"), ehe er zu Boden geworfen wurde, wo er noch Schläge und Tritte gegen Kopf und Gesicht kassierte. Dem Burschen wurden Kopfhörer, die Brieftasche, sein Handy, eine Music-Box und ein Rucksack mit seinen Schwimmsachen abgenommen.
"Langweilig"
"Weil es so leicht war, haben wir es noch ein Mal gemacht", berichtete einer der zwei angeklagten 14-Jährigen. Er habe mitgemacht, "weil ich meine Freunde nicht im Stich lassen wollte. Sie waren wie meine Brüder." Der zweite 14-Jährige erklärte zu seiner Motivation, sich am ersten und den zwei folgenden Überfällen zu beteiligen: "Mir war langweilig. Ich wollt' nicht nach Hause." "Wenn Ihnen fad ist, dann lesen Sie einmal ein Buch", beschied ihm die beisitzende Richterin Anna Marchart. Auf die nächste Frage, was er von der Beute abbekommen hätte, erwiderte der körperlich noch ausgesprochen kindlich wirkende Serien-Täter: "Nichts. Aber ich wollte auch nichts. Wenn ich Geld brauch', frag' ich meinen Eltern."
Die weiteren Überfälle gingen zulasten eines 17-Jährigen, der mit der Androhung von Schlägen dazu gebracht wurde, seine Kopfhörer herzugeben, und eines 14-Jährigen, der sich trotz der Übermacht zur Wehr setzen wollte, als er aufgefordert wurde, seine Wertsachen herzugeben. Darauf kassierte er von einem der Täter einen Faustschlag, der ihm das Nasenbein brach. "Da hab' ich gemerkt, ich habe keine Chance", gab der Bursche als Zeuge zu Protokoll.
Abgesehen von den Raubüberfällen hatten die Angeklagten auch ein Auto auf- und in eine Tankstelle eingebrochen. Dort deckten sie sich mit Zigaretten, Süßigkeiten und Getränken ein.