Nachdem sie am 2. November 2018 in einem Wettlokal in Wien-Ottakring ihr gesamtes Geld verspielt hatten, stand für zwei 20-jährige Burschen fest, dass der Automat manipuliert war. Sie forderten daher die Angestellte auf, ihnen ihr Geld zurückzugeben. Weil sich die 35 Jahre alte Frau weigerte, griffen die jungen Männer zu drastischeren Mitteln, wie sie am Mittwoch am Landesgericht zugaben.
"Wir wollten einfach unser Geld zurück. Die Maschine war sicher manipuliert. Es ist nicht ein einziges Mal ein kleiner Gewinn gekommen. Das ist nicht üblich", meinten die beiden. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, zückte der eine einen Pfefferspray und sprühte damit der 35-Jährigen ins Gesicht. Die Frau setzte sich dessen ungeachtet zur Wehr und schrie außerdem um Hilfe. Darauf zog der andere eine Schreckschusspistole und schlug der Frau den Knauf auf den Kopf. Danach rissen sie dem Opfer eine Bauchtasche vom Körper und rannten davon. Die Beute machte rund 1.400 Euro aus.
Überführt
Der Überfall hatte sich nach Mitternacht abgespielt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich außer den zwei Burschen keine Gäste mehr in dem auf der Thaliastraße gelegenen Wettlokal. Die Fahndung nach den Tätern verlief zunächst erfolglos, ehe Mitte Jänner in Tageszeitungen Lichtbilder der zwei Verdächtigen veröffentlicht wurden, die eine Überwachungskamera aufgenommen hatte. Die Fotos waren von erstklassiger Qualität, worauf sich die beiden in einen Flieger in die Türkei setzten, wo sie ihre familiären Wurzeln haben.
"Ich konnte nicht klar denken. Ich hatte Angst", begründete der eine seine Flucht. Auch der zweite berief sich auf "Angst". Nach Rücksprache mit ihren Familien und dank anwaltlichem Beistand entschlossen sie sich nach einiger Zeit, sich doch zu stellen. Der eine begab sich mit Verteidiger Michael Dohr gleich zur zuständigen Staatsanwalt, sein Komplize ging davon aus, dass man ihn bei der Einreise am Flughafen Wien-Schwechat festnehmen würde. Als dies nicht geschah, kam der junge Mann seinem Termin bei der Stellungskommission nach und glaubte, beim Bundesheer würde ihn die Polizei erwarten. Auch das passierte nicht. "Da war ich mir unsicher, ob ich überhaupt gesucht werde", verriet der Bursch einem Schöffensenat (Vorsitz: Daniel Rechenmacher). Sein Verteidiger Andreas Strobl brachte ihn schließlich dazu, direkt zur Polizei zu gehen.
"Es war eine blöde Aktion. Es war deppert", gaben sich die Angeklagten kleinlaut. Die überfallene Angestellte wurde zum Glück nur leicht verletzt. Auf die Frage, warum er sie mit dem Pfefferspray angegriffen habe, erwiderte der dafür verantwortliche 20-Jährige: "Sie hat ein bisschen aggressiv geredet. Laut geredet."