Für eine Vergewaltigung, die für die betroffene Frau beinahe tödlich geendet hätte, ist ein 31-jähriger Familienvater am Mittwoch am Wiener Landesgericht zu einer achtjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Ein Schöffensenat schenkte seiner Verantwortung - der Mann hatte einvernehmlichen Sex behauptet - keinen Glauben.
"Sie wurde gewaltsam und unfreiwillig penetriert. Es besteht kein Zweifel, dass sie das nicht wollte", betonte die vorsitzende Richterin Sonja Höpler-Salat in der Urteilsbegründung. Verteidiger Martin Mahrer erbat Bedenkzeit, die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Sex-Angebot abgelehnt
Die Frau - eine Slowakin, die in Wien als 24-Stunden-Pflegerin beschäftigt war - hatte sich am 31. Mai 2017 um 3.00 Uhr am Heimweg von einer Geburtstagsfeier befunden, als sie auf einen ihr unbekannten Mann traf, der sie um eine Zigarette bat. Seine unvermutete Bitte um Sex lehnte sie ab, worauf der Mann sie laut Anklage bei einer Baustelle in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus hinter einen Sichtschutz zog und sich an ihr verging.
Ein in der Nähe wohnhafter TU-Angestellter, der bei gekipptem Fenster schlief, wurde vom Lärm, der dabei entstand, munter. Als er sich aus dem Fenster beugte, hörte er eine weibliche Stimme mehrfach um Hilfe schreien. Er zog sich an und ging auf die Straße nachschauen, wo er vor seinem Wohnhaus die blutüberströmte Frau traf. Mit seinem Handy verständigte der Zeuge die Rettung und die Polizei.
Massiver Blutverlust
Im Spital stellte sich heraus, dass die Frau Vaginalrisse erlitten hatte und infolge dessen ein massiver Blutverlust eingetreten war. "Sie war in einem absolut lebensbedrohlichen Zustand", stellte die Gerichtsmedizinerin Elisabeth Friedrich in der heutigen Verhandlung klar. Erst nach der Gabe von vier Blutkonserven hätte sich der Zustand der Frau stabilisiert.
Anhand der Sperma-Spuren, die der Täter auf dem T-Shirt der Slowakin hinterlassen hatte, konnte schließlich der 31-Jährige ausgeforscht und festgenommen werden. Er blieb bis zuletzt bei seiner Darstellung von einvernehmlichem Sex. Möglicherweise sei er dabei zu heftig vorgegangen, so dass es zu den Verletzungen gekommen sei.