Ein Pilotprojekt aus Australien hatte in der Vorwoche weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Da wurde im Bundesstaat Queensland ein Krankenwagen eigens ausgestattet, um todkranken Patienten den buchstäblich letzten Wunsch erfüllen zu können. Sei es eine letzte Fahrt ans Meer, ein Ausflug in den Park oder ein Besuch bei Verwandten, der ansonsten nicht mehr möglich gewesen wäre.
Die Reaktionen waren ausschließlich positiv, das Lob für das Projekt war groß, das scheinbar eine Premiere ist – dabei gibt es solche „Wunschfahrten“ bereits seit fast zwei Jahren auch in Österreich.
„Wir sind die einzige Organisation in Österreich, die solche Fahrten ermöglicht – da wir die Idee vom deutschen Samariterbund übernommen haben“, berichtet Martina Vitek vom Samariterbund Österreich. Im November 2017 wurde der speziell adaptierte und freundlich-bunt lackierte Krankenwagen erstmals in Betrieb genommen – ausgerüstet mit allem medizinisch notwendigem Equipment, „aber auch mit einem Sternenhimmel und DVD- und CD-Player zum Filmschauen oder Musikhören während der Fahrt“, sagt Karola Binder von der Zentrale in Wien, die schon mehrmals solche Wunschfahrten persönlich begleitet hat. „Das war jedes Mal sehr berührend, man spürt regelrecht das Glücksgefühl der Patienten.“
Ihr oft schweres Schicksal, ihre schwere Krankheit ist während der Wunschfahrt im Krankenwagen zumindest für einige wenige Stunden vergessen. 29 Wunschorte wurden seit November 2017 bereits besucht, 220 Menschen dadurch verbunden, rund 22.900 Kilometer quer durch Österreich zurückgelegt. „Die Wünsche der schwer kranken Menschen sind meist sehr bescheiden“, weiß Karola Binder aus Erfahrung: noch einmal im Heimatort beim Wirt ums Eck essen, ein letztes Mal den Lieblingsort – sehr oft ist es Salzburg – sehen, noch einmal im Rollstuhl mit der Enkelin durch den Botanischen Garten fahren.
Oder nur ein letztes Mal die alte Wohnung besuchen. Das ist der Wunsch vieler Menschen, die vom Krankenhaus direkt ins Pflegeheim oder Hospiz gekommen sind. Sie wollen sich von ihrem alten Leben verabschieden.
So trivial die Wünsche auch erscheinen mögen, selbst für bemühte Angehörige sind sie meist nicht zu erfüllen. Denn die Patienten der Wunschfahrten können in einem normalen Pkw nicht mehr transportiert werden. Sie brauchen außerdem speziell geschultes Personal als Begleitpersonen.
Wer kann die Samariter-Wunschfahrt eigentlich in Anspruch nehmen? „Schwerkranke Menschen jeden Alters, die noch einen Ort ihrer Sehnsucht in Österreich besuchen wollen“, betont Martina Vitek. „Unsere Mitarbeiter besprechen mit dem Fahrgast und seiner Vertrauensperson die Wünsche und deren Umsetzung.“
Dabei werden die behandelnden Fachärzte, das Pflegepersonal und die Angehörigen einbezogen, medizinische Erfordernisse werden zuvor abgeklärt.
Daniele Marcher