Der Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Arie Folger, hat am Dienstag überraschend seine Kündigung bekanntgegeben. Über die genauen Hintergrund ist nichts bekannt, dem Vernehmen nach spielen inhaltliche Differenzen auch eine Rolle.
Am Vortag hatte der Kultusvorstand die jüdische Gemeinde in einem Mail über die einvernehmliche Trennung informiert. "Der Kultusvorstand entsprach damit dem Wunsch von Oberrabbiner Folger", heißt es in dem Schreiben, das der Kleinen Zeitung vorliegt. "Ausdrücklich bedanken wir uns für die von ihm geleistete Arbeit für die jüdische Gemeinde. Darüber hinaus wollte er nichts dazu sagen."
Persönliche Gründe
Laut Informationen der Kleinen Zeitung erfolgte die Kündigung einvernehmlich und auf Wunsch Folgers aus persönlichen Gründen. Folger ist bis auf Weiteres in der Kultusgemeinde aktiv, er bleibt Mitglied des Rabbinatsgerichts und nimmt weiterhin Kashrut-Zertifizierungen vor.
Sowohl für den Stadttempel als auch für das Rabbinat seien konkrete Schritte eingeleitet worden, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. In den nächsten Tagen sollen die Details gemeinsam mit dem Tempelvorstand bzw. mit Mitarbeitern des Rabbinats finalisiert werden, heißt es in dem internen Mail.
Folger war im Dezember 2015 zum Rabbiner der jüdischen Gemeinde Wien bestellt worden. Der 45-Jährige, der in Antwerpen geboren wurde und in Belgien, Israel und den USA studiert hatte, galt als Hardliner. Vor Wien hatte Folger fünf Jahre in der jüdischen Gemeinde in Basel, dann in München und zuletzt in Karlsruhe und Frankfurt gewirkt.