Schrei – und schon morgen kräht kein Hahn mehr danach: So lautet das Fazit einer von Greenpeace initiierten Umfrage zum Kleidungskonsum.72 Millionen Kleidungsstücke, die sie nie oder nur sehr selten getragen haben, haben die Österreicher, Weiblein und Männlein, im Kasten – so wird aus Mode schnell Müll.

Allein in der Steiermark sind das hochgerechnet zehn Millionen Teile, die ungetragen im Kleiderschrank liegen, in Kärnten um die fünf Millionen.
Sehr viele der Befragten gaben an, Kleidung auszusortieren, wenn etwa Oberteil oder Hose nicht mehr gefällt – selbst wenn das Stück mängelfrei ist.



Das meiste davon landet im Müll – und das wiederum schadet der Umwelt: Um Kleidung herzustellen, werden reichlich Ressourcen und Chemikalien eingesetzt – sowie Wasser verbraucht und verschmutzt. Über das EU-weite Chemikalienmanagement "Reach" ist zwar sichergestellt, dass in Europa viele der giftigen Chemikalien in der Produktion nicht eingesetzt werden dürfen. Allerdings findet bekanntlich das Gros der Fertigung fern der EU statt.



Für Nunu Kaller, Expertin für Konsumfragen bei Greenpeace Österreich, ist klar, dass die Industrie vor allem Interesse daran hat, "möglichst schnelldrehend möglichst viele Kleidungsstücke unter die Menschen zu bekommen." Nachhaltigkeit liege bei den meisten Modekollektionen nach wie vor nicht im Trend, denn: "Wenn eine oder zwei von über 30 Kollektionen im Jahr aus nachhaltigen Materialien sind, ist das leider durchschaubar: Hier wird eine Zielgruppe bedient. Um eine echte Umstellung des Kerngeschäfts geht es da aber nicht", hält die Fachfrau im Interview fest.

Unübersehbar sind auch geschlechterspezifische Unterschiede: "Frauen besitzen signifikant mehr Kleidungsstücke als Männer (108 zu 63, daraus ergibt sich der Mittelwert von 85), behalten diese aber auch länger. Wir schließen daraus, dass durch die größere Auswahl die jeweiligen Kleidungsstücke seltener getragen werden – und länger halten. Man braucht aber nur in ein durchschnittliches Modegeschäft zu gehen und sich anzusehen, wie groß das Angebot für Frauen im Vergleich zu jenem für Männer ist. Man sieht schnell, wer die Hauptzielgruppe der 'Fast Fashion Industrie' ist", so Kaller.

Besonders oft an den Kragen geht es Schuhen – gefolgt von Hosen, Röcken und Oberteilen.