Die Bilder vom umstrittenen Polizeieinsatz bei einer Klimademo in Wien "wirken natürlich verstörend und irritierend", sagte Wiens Vizepolizeipräsident Michael Lepuschitz in der ORF-Sendung "Wien heute". Zugleich betonte Lepuschitz, dass sich "Polizisten nicht aussuchen können, unter welchen Umständen sie Menschen festzunehmen haben". Außerdem hänge es bei Aufnahmen oft "von der Perspektive" ab.
Konkret ging es um ein Video, in dem ein am Boden fixierter Mann zu sehen ist, dessen Kopf beinahe von einem wegfahrenden Polizeiauto überrollt wurde. Das schaue "dramatisch aus", meinte Lepuschitz, der zugleich relativierte: "Wenn Sie die andere Perspektive wählen, wo sie von der Seite den Bus und den Kopf sehen, dann geht sich das ohne Verletzung problemlos aus." Auf die Frage des ORF, ob diese andere Seite dokumentiert wurde, antwortete der Vizepolizeipräsident, es seien keine Bodycams im Einsatz gewesen und "selbst die Beweissicherungsteams (...) können nicht jede Amtshandlung permanent filmen, daher fehlt diese Perspektive."
Der ranghohe Beamte hatte auch gegenüber der Tageszeitung "Kurier" betont, es stehe "außer Streit", dass der Kopf nicht unter dem Auto war. "Keinem Polizisten würde es einfallen, so etwas mit Absicht zu machen, wie es nun in sozialen Medien dargestellt wird. Solche Vorwürfe sind absurd", wurde Lepuschitz in einer Voraus-Meldung des Blattes zitiert.
Ein anderer fixierter Festgenommener, auf den ein Polizist offenbar wiederholt eingeschlagen hat, habe "zunächst erheblichen Widerstand geleistet", so Lepuschitz gegenüber dem ORF. Die Anwendung von Körperkraft sei eine Polizeibefugnis, "die wir einsetzen, um einen Waffengebrauch selbst zu verhindern", betonte Lepuschitz. Es sei "nicht einfach", einen Menschen, der Widerstand leistet, ohne Gewaltanwendung festzunehmen. "Ein gezielter Stoß oder ein gezielter Faustschlag" sei eine "durchaus übliche Methode", um diesen Widerstand zu brechen.
Das Vorgehen der Demonstranten "wirkt so als ob das wirklich Berufsaktivsten sind", sagte der Vizepolizeipräsident. Lepuschitz fügt aber hinzu, dass das "nichts an der Frage der Prüfung der Vorfälle ändert".